Unsere Mitglieder – Wir stellen vor
Franz Pfeffer Mai 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Franz Pfeffer
Der Autohändler, ein Radrennfahrer
Autowerkstatt und Autohandel sind seine Existenz, aber nicht sein Leben. Franz Pfeffer fährt weder Rallyes noch Gokart-Rennen, sondern große Mountainbike-, Straßen- und seit kurzem auch Gravelrennen. Zuletzt war er bei der Gravel-WM in Italien am Start.
Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er sicher im Jahr 2022. Wer schafft es schließlich schon zu einer WM, nicht als Zuschauer wohlgemerkt, sondern als Starter? Franz Pfeffer hat das hohe Ziel einer WM-Teilnahme nie vor Augen gehabt, es aber dennoch erreicht. Und genau das ist irgendwie typisch für ihn. Aber erzählen wir von Anfang an!
Als echter Allrounder, unterwegs gleichermaßen am Mountainbike und Straßenrennrad, begann er sich in den letzten Jahren für die neu aufgetauchten Gravelbikes zu interessieren. Und auch für die Bewerbe, die rund um dieses neue Rad-Konzept aus dem Boden schossen. „Spontan“, sagt Franz, habe er sich also ein solches Gravelbike zugelegt, das Ding gefiel ihm. Sein Sohn Christian Brack, bekanntlich auch kein schlechter Radfahrer, überredete ihn im Frühjahr 2022, probehalber bei einem großen Bewerb mitzumachen. So also fuhren Sohn und Vater gemeinsam ins südliche Italien, in eine der Hochburgen der Gravelszene. Und wie es eben so ist, wenn man gut Radfahren kann: Franz fuhr bei dieser „recht staubigen Angelegenheit“ prompt einen vierten Platz in seiner Altersklasse ein. Was gleichzeitig und direkt auch die Qualifikation für die im vergangenen Herbst erstmals ausgetragene Gravel-Weltmeisterschaft bedeutete. Zwar nicht für die Profi-Klasse … aber wie man weiß, ist auch bei den Amateuren das Niveau nicht eben gering.
Die Einladung von UCI und ÖRV musste er letzten Endes einfach annehmen. Ab ins Auto, auf nach Vicenca und hinein ins Abenteuer! Was dann schon am Freitag vor dem Start am Samstag, dem 8. Oktober, so richtig losging. Bei der finalen Anmeldung wollten der strenge Rennleiter seine Sportlizenz sehen – die er als „Bike-Card“-Besitzer aber gar nicht besaß. Es war, nicht nur im sprichwörtlichen, sondern im buchstäblichen Sinn, fünf vor zwölf, als er die Nummer des Österreichischen Radsportverbands wählte, dort tatsächlich jemand abhob, ihm, oh Wunder, die nötige Lizenz innerhalb einer knappen Stunde ausstellte und prompt aufs Handy schickte. Lob und Dank dem ÖRV!

Zweifellos ein Höhepunkt: die Gravel-WM in Vicenca 2022
Der Rest der Veranstaltung war dann weniger aufregend, nur mehr „beeindruckend“. Nervosität kennt Franz (angeblich!) nämlich nicht und Erfahrung hatte er ja genug, wenn auch nicht in der Gravel-Branche. „Ich habe wirklich nicht gewusst, wie da gefahren wird, ich kannte auch kaum jemanden, der mit mir am Start gestanden ist, ich habe keine Ahnung davon gehabt, was da abgeht“ erzählt er. Und abgegangen ist einiges, das darf man voraussetzen. 138 Kilometer lang war die Strecke, 80 Prozent davon „Strade biance“ – weiße, staubige, nicht asphaltierte Wege und kleine Straßen, mit fetten Steigungen, teilweise so steil wie beim Zöbinger Heiligensteinrennen. Gehörigen Respekt muss man da jedenfalls haben, wenn man mit rund 400 Fahrerinnen und Fahrern aus 39 Nationen Aufstellung nimmt, im roten Dress des Nationalteams. Respekt hatte er auch vor den strengen Kontrolloren, die die Räder noch kurz vor dem Start genauestens überprüften, schauten, ob da bei niemandem eine elektrische Unterstützung eingebaut war …
Jedenfalls: Franz konnte seine Erfahrung in beiden Disziplinen – Kraft und Technik vom Mountainbike, dazu Taktik von der Straße – optimal umsetzen. Für eine spezielle Vorbereitung auf dieses eine, besondere Rennen hatte er keine Zeit gehabt, dafür aber dann, beim Rennen, die gleichen Probleme wie alle anderen auch: „So viel Schotter, so viel Staub, man sieht vorerst einmal gar nichts.“ Bis zehn Kilometer vor dem Ziel in der Stadt Cittadella sah er dann doch genug, fuhr er in einer Achtergruppe, eine fast optimale Konfiguration, und im Finale „ists dann richtig losgegangen“, da gings dann notgedrungen auch bei ihm an die aller-allerletzten Reserven. Schließlich war ein 15. Platz in der Altersklasse 55-59 der mehr als verdiente Lohn für die erfolgreich durchgestandene Hitze- und Staubschlacht. Geblieben ist ihm von diesem Abenteuer weniger die Erinnerung an die Qualen und Leiden der Landstraße, sondern an die „tollen Stadtdurchfahrten“ in engen, winkeligen Gassen, an historische Städte, an die Passage durch den Burggraben von Cittadella sowie an die Begeisterung der Zuschauer entlang der Strecke und im Ziel – ein umfassendes Gesamt-Erlebnis, das man nicht oft, ja in Wahrheit äußerst selten kriegt.

Immer wieder am Podest: 3. Platz bei der „Hobby-WM“ in Saalbach
Wen wunderts da, dass Franz Pfeffer, Jahrgang 1965, dieser neu entdeckten Gravel-Leidenschaft treu bleiben und die junge Szene weiter tüchtig aufmischen will? Viel hat er schon erreicht, aber genug ist für den KFZ-Mechanikermeister noch lange nicht genug. Aufgewachsen im schönen Schenkenbrunn im Dunkelsteinerwald, kam er schon in jüngeren Jahren nach Mold bei Horn. Den Betrieb übernahm er wenige Jahre später aus der Konkursmasse seines Ex-Chefs heraus und führt hier seine Citroen-Werkstätte bis heute. In der Sturm- und Drangzeit war er (wie die meisten von uns!) ein „wilder Hund“, arbeitete als LKW-Fernfahrer und fuhr, wann immer es ging, mit dem Motorrad quer durch Europa, oft mit seiner Lebenspartnerin Elfi Brack am Beifahrersitz. Die ja im Verein als treue Helferin beim Mountainbikerennen vielen wohlbekannt ist.
In die Radfahrerei ist er erst später „irgendwie hineingekippt“. „Vieles passiert bei mir ungeplant, spontan, eher zufällig“ sagt er. Seine lange Karriere ist aber eher nicht „zufällig“ zustande gekommen: Er ist nämlich ein konsequenter und harter Trainierer, fährt auch im Winter, auch bei Schnee, viel draußen und kommt dadurch im Jahr locker auf zehn- bis zwölftausend Trainingskilometer. Und hat darüber hinaus seit 2015 „sicher schon eine Million Höhenmeter“ am Buckel.
Sein erstes Rennen, er weiß gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, bestritt er 2001, noch vereinslos. Zum URC stieß er das Jahr darauf, da fuhr er dann auch gleich den „Granitbeißer“. In der URC-Clique, speziell unter den Mountainbikern, fand er rasch Anschluss, schätzt die Kollegen und den Teamgeist in Langenlois bis heute sehr, sagt er.

Spaß muss sein: WeinsteinBike Mühldorf, mit Fritz Gräf

Ein Teamplayer: Franz Pfeffer mit Werner Bamberger, Lukas Polz und Andi Priesching
Fährt gern in der Gruppe, trainiert zwangsläufig aber auch viel allein und absolviert bis zu 25 Bewerbe pro Jahr. So viele Rennen, so viel zu erzählen! Aber Franz ist ein Tiefstapler, einer, der nicht viel Tamtam um seine Erfolge macht. Er kennt und liebt die Salzkammergut-Trophy, wo er „schon einmal Zweiter“ geworden ist, die Hobby-MB-WM in Saalbach, wo er (wann war das genau?) Dritter in der Altersklasse wurde, die KitzAlpBike, bei der man die legendäre Streif fährt, wohlgemerkt bergauf. Oder die MTB-Staatsmeisterschaften im Stubaital, wo er auf der Marathondistanz Dritter wurde. So nebenbei erwähnt er das alles und bedauert, dass er nicht ganz genau nacherzählen kann, wann und wo er all seine Pokale eingesammelt hat. Ah ja, da war noch das 24-Stunden-MTB-Rennen 2006 im Münchner Olympiapark, das er in der Staffel bestritt! Das war auch schön.
Weil Menschen wie er hohe Ziele brauchen, geht’s 2023 wieder einmal zur Sache. Erstmals in seinem Leben wird er den „Ötztaler“ bestreiten, gemeinsam mit Andi Priesching. Eine Woche davor fährt er die KitzAlp und, sozusagen als Drüberstreuer, eine Woche nach dem Ötztal den Wachaumarathon, selbstredend die lange Distanz. Nein, Siegfahrer ist er keiner, „ich bin nicht ergebnisorientiert, ich bin kein Streber. Ich will nur ausloten, was noch geht und mit den etwas jüngeren Freunden mithalten können.“ Für einen, der gerade bei der WM den 15. Platz erreicht hat, klingt das fast zu bescheiden…. Im Übrigen ist „jedes Rennen, bei dem ich gesund ins Ziel komme, ein Highlight für mich“. Dass ihm Bikepartys wie in Saalbach, wo „so richtig die Post abgeht“, zusätzlich viel Spaß machen, das gibt er gerne zu.

Steil bergauf: KitzAlp-Marathon, auf der Streif

Am Rennrad: Wachaumarathon, Windstallgraben
Was noch? In der weitgehend rennfreien Coronazeit entdeckte er ein neues Hobby für sich. Angeregt durch Elfi begann er, die Berge nicht per Rad, sondern per pedes für sich zu erobern. Schöne Touren, im Winter auch mit Schneeschuhen hat er, haben sie seit damals schon gemacht.

Von Gipfel zu Gipfel: Unterwegs mit Elfi Brack (2. v. re.)
Am Anfang hatte er richtiggehend Höhenangst, aber das ist lang vorbei, auch in das Berggehen ist er richtiggehend „hineingekippt“ und hat sich nun einiges vorgenommen. Sonnblick, Ortler und noch einige andere Gipfel stehen am Programmzettel, auch schöne Klettersteige, nicht extrem, aber anspruchsvoll und zur Freude von Elfi alles zu zweit, niemals auf Wettbewerb, nie auf Sieg oder Platzierung. Dafür, nämlich für die Befriedigung des sportlichen Ehrgeizes, bleiben ihm ja immer (und hoffentlich lange) noch: sein Gravel- und sein Mountainbike, sein Rennrad – und seine guten Sportsfreunde vom URC Langenlois.
Michael Frei März 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Michael Frei
Der „Grade Michl“
Michael Frei ist Obmann-Stellvertreter und damit der zweite Mann des Vereins. Nach einer beachtlichen sportlichen Karriere ist er nun für den URC Langenlois als „Zeitnehmer“ unersetzlich. Vor allem aber ist er ein gut gelaunter, optimistischer, stets hilfsbereiter Zeitgenosse und wahrer Sportsfreund.

Kinder, das waren Zeiten! Clubmeisterschaft 1989, zwischen Günther Kanzler (li) und Karl Glantschnig
Manchmal spielen Stellvertreter in einem Verein keine wirklich wichtige Rolle. Manchmal aber sind die Stellvertreter wichtiger als ihre Obleute. In unserem Fall ist die Waage zwischen dem Stellvertreter und seinem Obmann, könnte man sagen, ziemlich ausgeglichen. Der eine könnte ohne den anderen kaum auskommen, das Verhältnis ist symbiotisch. Der eine, der Obmann, ist unbestritten Capo des Vereins, aber auch des legendären Mountainbikerennens in Zöbing. Nur: Was täte „Boss“ Günther Kanzler ohne seinen Stellvertreter? Ohne ihn hätte er nämlich keine Zeitnehmung. Und ohne zeitgemäße Zeitnehmung wäre das Rennen wohl eine Farce. Für diese Zeitnehmung ist, wir wissen es, seit mittlerweile zehn Jahren Michael Frei zuständig. Der Mann für die Zehntelsekunden, der Mann fürs Exakte, nicht fürs Grobe. Der Tüftler, der Bastler, der Techniker, der Rechner. Er, der Obmannstellvertreter, ist also aus gutem Grund Mitglied des Monats. Schließlich ist der Monat März der Monat des Heiligensteinrennens. Das, wie gesagt, ohne Michael gar nicht mehr denkbar wäre.
Wie aber wird einer wie er „Zeitnehmer“? Wie geht das, wo kommt dieses Engagement, dieses ausgefallene „Hobby“, wie Michael es nennt, denn überhaupt her?
Wir fangen wie immer von vorne an. Alles hat mit allem zu tun. Es kann nur Schicksal sein, dass Michi, Jahrgang 1971, ein waschechter Zöbinger ist. Er wächst in eine Winzerfamilie hinein, die Familie besitzt einen Weinkeller in der Kellergasse am, richtig, Heiligenstein. Man kann sagen, sein weiterer Werdegang ist damit bereits vorherbestimmt. Dazu kommt noch, dass er einen Großvater hat, der mit ihm viel und gerne bastelt, ihn in die Geheimnisse der Werkstatt einführt. Mit sechzehn Jahren, Michi ging in die Kremser Handelsakademie, kam ein Peugeot-Rennrad in seinen Besitz. Mit dem er dann seine ersten kleinen Runden drehte: am Fuß des Heiligenstein entlang, über den „Hund“ nach Hadersdorf, zum Hadersdorfer Bahnhof und über Gobelsburg und Langenlois zurück ins schöne Zöbing. Kleine Runden sind irgendwann bald einmal zu klein und Räder zu wenig flott. Also pilgerte der junge Mann in die Langenloiser Rudolfstraße zu einem neu eröffneten Radgeschäft, jenem, wir ahnen es, von Karl Glantschnig.

Immer in Action: Triathlon Andlersdorf, 1990
Das war damals noch gar nicht im heutigen Lokal, sondern links davon, in der heutigen „Römers“-Bar einquartiert. Der Besuch in der Rudolfstraße war, man muss es so sagen, der Beginn einer langen Freundschaft. Michael schraubte schon damals gern an allen möglichen Objekten herum, natürlich auch an seinem Rad, das jetzt „Puch“ hieß. Sein Wesensmerkmal der technischen Hochbegabung blieb Karl Glantschnig nicht verborgen – und plötzlich, mir nix, dir nix, war Michael der Haus- und Hofmechaniker im aufstrebenden Radladen. Er blieb dies in Summe zehn Jahre lang, von 1988 bis 1998, und das ist schon deshalb bemerkenswert, weil er in dieser Zeitspanne nicht nur die HAK, sondern auch sein Betriebswirtschaftsstudium an der Wiener Wirtschaftsuni erfolgreich absolvierte. Zwischendurch, wenn die Glantschnigs auf Urlaub fuhren, schupfte er vertretungsmäßig den ganzen Laden. „Das war schon ein großes Vertrauen, dass Monika und Karl da in mich gehabt haben“ erinnert sich Michael an diese Zeit – in der er quasi nebenher auch seine sportlichen Höhepunkte erlebte.
Triathlet, Duathlet und Läufer
Zu Beginn waren da die Österreichrundfahrt. Zwar eine auf privater Basis, aber auch nicht schlecht. Beladen mit Zelt und schwerem Gepäck führte die erste Etappe gleich einmal über 220 Kilometer bis ins steirische Zeltweg. Dass auf dieser legendären Tour auch der Großglockner erklommen wurde, war Ehrensache. Nach der Matura im Jahr 1990 reiste Michael dann nach Berlin, natürlich standesgemäß per „Velo“. Die Fahrt war schon deshalb eine Offenbarung, weil sie durch das gerade erst frei gewordene Ostdeutschland führte, bis hin zur gefallenen Berliner Mauer. Just zum Zeitpunkt der Reise wurden die beiden Deutschlands vereinigt – die Einreise erfolgte noch über die DDR, ausgereist sind er und sein Reisegefährte dann schon über das wiedervereinigte Deutschland.
Man leistet viel, als junger Mann! Und so studierte, reiste und arbeitete Michael nicht nur, sondern war auch, quasi ein natürlicher Prozess, zum jungen Langenloiser Radklub gestoßen. Wo, animiert durch seinen Freund, Chef und Obmann Karl auch eine bemerkenswerte sportliche Karriere ihren Ausgang nahm. Schon 1988 absolvierte er in Sitzenberg-Reidling seinen ersten Triathlon. Im Laufe seines Sportlerlebens sollten es in Summe 150 (!) Bewerbe werden. Wir greifen nur einige ganz wenige heraus:

Schnittig unterwegs: Duathlon Mürzzsteg, 1990
1991 wurde er Vize-Landesmeister im Triathlon, Olympische Distanz.
1995 und 1996 finishte er bei der Duathlon-Weltmeisterschaft in Zofingen (13 km Laufen, 150 km Rad, 13 km Laufen)
Ab 1998 lief Michael Marathons – Laufen war seine wirkliche Stärke.
Anno 2000 finishte er den Wien-Marathon in sensationellen 2 Stunden, 53 Minuten und 30 Sekunden.

Auf „Basso“ bei der WM in Zofingen, 1995, rechts Karl Glantschnig
Ganz wichtig für ihn ist auch die Freundschaft zu Georg Derndorfer – durch ihn lernt er beispielsweise auch den Langlaufsport kennen und lieben. Was der Michi alles macht! Dass er, als waschechter Zöbinger, auch schon beim ersten Mountainbikerennen 1993 am Heiligenstein mitarbeitete und auch mitfuhr, versteht sich fast von selbst. Er war Teil des Kernteams und durfte bald einmal den Rennleiter unterstützen. Die Zeitnehmung war im Frei-Keller, also seiner Homebase, untergebracht und funktionierte damals noch ziemlich anachronistisch. Es wurden händisch Rundenprotokolle geschrieben, die Zeiten in eine Art Excel-Tabelle eingetragen – für einen Techno-Freak wie Michael interessant, faszinierend, aber irgendwie, dachte er, muss es da doch auch was Einfacheres geben … doch alles braucht seine Zeit und die passende Gelegenheit.

Man trägt lila: 1. Kamptal-MTB-Trophy, 1993.
Beruf und Berufung
Vorerst einmal musste ein gewisses Augenmerk aufs berufliche Fortkommen gerichtet werden. Michael, der WU-Absolvent, dockte bei der Firma Renner in Langenlois als Assistent der Geschäftsführung an – dass Stahlbau Renner nun schon seit langem als wichtiger Sponsor des URC Langenlois und des Heiligensteinrennens fungiert, ist seiner Vermittlungsarbeit zu verdanken. Ab dem Jahr 2000 leitete er bei der Fuhrparkmanagement-Firma Leaseplan das Rechnungswesen und weil er auch nebenher das Fernstudium „Master of Laws“ absolviert hatte, kam die Abteilung „Recht und Compliance“ noch dazu. 2018, und jetzt greifen wir ein bisschen vor, stieg er bei dem Unternehmen „Ramsauer & Stürmer“ ein, betreut dort bis heute Großkunden, unterstützt und managt als „Consultant für Rechnungswesen“ den Umstieg auf neue Rechnungswesensysteme.

Immer gut gelaunt: Mit den Mountainbikern am Weißensee, 2018
Aber, wie schon angedeutet, da war und ist noch eine gar nicht geheime Leidenschaft, wenn man so will, die wahre Berufung: Während eines längeren Urlaubs reiften bei ihm die Pläne, den Zeitnehmungs-Job zu einem zweiten Standbein auszubauen. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und gefunden“, erklärt Michael ziemlich lakonisch sein bis heute anhaltendes Engagement. Seit 2013 macht er also am Heiligenstein und bei rund anderen zehn Bewerben pro Jahr „die Zeit“. Was das für eine zusätzliche Belastung, was für ein Stress, welche Verantwortung (und auch finanzielles Risiko) das ist, das kann man sich als naiver Sport-Konsument kaum vorstellen. Man stelle sich bloß vor, was da los wäre, wenn die Zeitnehmung ausfällt … Michael kann da ziemlich dramatische Geschichten erzählen! Etwa vom Rennen auf der Donauinsel, wo er durch eine defekte Kabeltrommel des Veranstalters eine Stunde vor Rennbeginn einen Totalabsturz des labilen technischen Systems zu beklagen hatte. Nur durch den Totaleinsatz seiner Freundin, die quer durch Wien raste und Ersatz besorgte, konnte die Veranstaltung letzten Endes doch noch erfolgreich über die Bühne gebracht werden. Oder die Schrecksekunden bei den Langenloiser Radtagen, als die Zieleinlauf-Matte durch starken Wind rund zwei Minuten vor dem Eintreffen der Spitzengruppe davongeblasen wurde … Es war ein Herzschlagfinish, vor allem für ihn – Sportsfreunde fixierten die Matte in letzter Sekunde händisch auf der Straße.
Er hat für alle Fälle ein Notstromaggregat dabei, arbeitet mit drei oder mehr Rechnern, setzt, wo nötig, seine Fotofinish-Kamera ein – und dennoch ist jedes Rennen, jeder Lauf, jeder Wettkampf ein neuerlicher Nervenkitzel, nicht nur für die Teilnehmer, sondern nicht zuletzt für ihn. „Ich habe vor den Rennen immer noch schlaflose Nächte“, sagt er. Immer wieder muss improvisiert werden, immer und überall gibt es kleinere und größere Troubles, aber noch immer ist, Dank guter Vorbereitung und auch aufgrund seiner Fähigkeit zur Improvisation und zur raschen Reaktion, alles gut und in Wahrheit perfekt abgegangen. „Andere kaufen sich ein teures Auto, ich habe halt in die Zeitnehmung investiert“ sagt Michael, wie fast immer mit Schalk in den Augen. Hardware, Transponder, Empfangsgerät, neue Startnummern mit Transponder, Zeitnehmungsmatten, Ersatzgeräte, dazu immer neue Software – die Technik hat ihren Preis und immer kommen neue Anforderungen dazu. Der Veranstalter wünscht Livestream plus Zeitnehmung? Techno-Experte Michael liefert.

Der Zeitprofi: Achtelmann Schönberg, 2019
Über aller Perfektion und der nötigen Genauigkeit ist Michael aber augenscheinlich ein positiver, fröhlicher, freundlicher Mann geblieben, einer, dem der Verein, wie er sagt „wirklich sehr wichtig“ ist. Der Obmann-Stellvertreter überlegt, wie neue Mitglieder gewonnen werden können, denkt darüber nach, ob und wie man „Nachwuchspflege“ betreiben soll und auch, wie das Vereinsleben noch besser, lebendiger werden kann.
Anregungen dafür nimmt er übrigens gern entgegen. Er ist seit Anbeginn beim URC und wird wohl für immer dabei bleiben. Nein, der Verein ist nicht sein Leben, aber ein wichtiger Teil davon. Er nimmt sich selber nicht so wichtig, er hilft wo er kann, kann über sich selbst lachen, er ist ein Kumpel, ein Freund, so wie man ihn sich wünscht.
Keine Frage: Der Verein könnte noch mehr solch „grader Michls“ brauchen!

URC-Radtour vom Neusiedler- zum Bodensee, am Kühtai, 2018
Alexander Frühwirth Dezember 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Alexander Frühwirth
Wir sind Weltmeister!
Alexander „Alex“ Frühwirth hat in vierzig Jahren Sportlerkarriere mehr als 600 Bewerbe abgespult und viele davon gewonnen. Er ist ein Marathonmann der Ausnahmekategorie, mehrfacher Staatsmeister, Triathlon-Weltmeister und ungekrönter König der „Langdistanz“.
Nein, das haben nicht viele Mitglieder des URC Langenlois geschafft. Das nämlich, was nur sehr erfolgreichen und bekannten und prominenten Menschen vorbehalten ist: einen Eintrag im Internet-Lexikon „Wikipedia“ zu haben. Was also steht bei dem Stichwort „Alexander Frühwirth“ einleitend zu lesen? „*23. Februar 1969 in Kirchberg an der Wild. Ist ein österreichischer Biathlet und Triathlet. Er wird in der Bestenliste Österreichischer Triathleten auf der Ironman-Distanz geführt (.…)“
Was also tut der Berichterstatter selbstverständlich? Er fährt nach Kirchberg an der Wild. Das, zur geographischen Information, im Niemandsland zwischen Göpfritz/ Wild und Groß-Siegharts liegt.
Überraschung zwei, und das steht nicht in Wikipedia: Alexander „Alex“ Frühwirth wohnt denkbar feudal, nämlich im Schloss. Das beeindruckt natürlich, und die Frage drängt sich auf, ob er als Profi-Triathlet so viel Geld gemacht hat, um dieses stolze Anwesen zu erwerben … Hat er natürlich nicht, trotz seiner zehn Jahre als Sport-„Profi“. Das Schloss kaufte der Großvater anno 1954 von einer gewissen Gräfin „van der Straten“, und zwar mit dem Geld das er beim Verkauf seines Sägewerks lukriert hatte.

Als Profi beim Ironman Mallorca
Schlossherr und Biobauer
Das Schloss dient nicht zu Repräsentationszwecken, Alex hält hier nicht Hof. Sondern: Das Schloss ist Mittelpunkt und Betriebsstätte seiner Bio-Landwirtschaft mit durchaus ansehnlicher Größe: 91 Hektar Ackerfläche, dazu 110 Hektar Wald und 20 Hektar Fischteiche, das ist das Reich von „König Alex“. Der freilich das Gut nicht von Forst- und Feldarbeitern bewirtschaften lässt, sondern im Wesentlichen selbst am Traktor sitzt. Sohn Felix unterstützt den Vater bei der Waldarbeit, ansonsten aber: Einmannbetrieb. Und wie geht sich das dann bitte mit der „Königsdisziplin“ aller Ausdauersportarten aus? Nämlich mit Triathlon? Jenem Sport, dem Alex bekanntlich seit Jahrzehnten mehr oder weniger völlig verfallen ist?
Doch Geduld. Bevor wir zu der ziemlich einzigartigen sportlichen Karriere kommen, müssen wir schon noch ein bisschen über das Drumherum reden. Etwa über die „Biodiversitätsrechnung“ für die Behörden, mit der sich Alex gerade abmüht. Oder über den Gottseibeiuns aller Waldbauern, den Borkenkäfer, der auch die Wälder rund um Kirchberg nicht verschont hat. Oder über den Biber, der die Bäume neben seinen Fischteichen umsägt, als wären es Strohhalme. Undundund. Man kann mit Alex über vieles reden und weiß sehr bald, dass da nicht einer am Tisch sitzt, der ausschließlich seinen Sport und sonst nichts im Kopf hat. Das ist ihm nämlich ganz wichtig zu betonen: Dass zum Leben mehr als Training und Wettkampf gehört. Denn: „Erstens stellen sich körperliche Verfallserscheinungen, die es einem unmöglich machen, den hohen Level zu halten, viel früher ein – und die Leistungen sind in der kurzen Zeit wirklich sehr hoch. Und zweitens, was eigentlich noch viel schlimmer ist, sind die psychischen Probleme, die auftreten. Jeden Abend mit dem Gedanken daran schlafen zu gehen, dass am nächsten Tag Höchstleistungen von einem erwartet werden und diese Erwartungen auch erfüllt werden sollen, ist mörderisch.“
Oft, so bemerkt er bei Freund und Feind, „streicht man die Zeit für die Regeneration. Wenn das nicht reicht, wird die Zeit für die Freunde reduziert und zum Schluss die für Beruf und Familie. Am Ende steht man nur mehr alleine da mit seinen absurden Trainingszeiten. Jedoch geht diese Rechnung meistens nicht auf, denn die Leistungen gehen nicht nach oben, sondern bleiben gleich, und später gehen sie zurück. Spätestens jetzt erkennt man, dass das der falsche Weg war, doch es ist meistens zu spät, denn das sogenannte Sport-Burnout hat einen schon längst fest im Griff, und man steht vor dem Nichts“. Sagt Alex Frühwirth beziehungsweise schreibt er, denn er nimmt sich nicht nur Zeit für Schwimmen, Radfahren und Laufen, sondern auch dafür, sich Notizen zu machen, Bemerkenswertes zu notieren, Erlebtes zu reflektieren. So viel Zeit muss sein!

Beim Achtelman in Schönberg
Andrea Frühwirth serviert Tee und Kekse, gebacken von Alex höchstpersönlich. Natürlich nimmt sie teil am Sportlerleben ihres Mannes. Sie ist Sportwissenschaftlerin, berät zur Zeit niederösterreichische Volksschullehrerinnen, wie sie mehr Bewegungseinheiten (und Freude an der Bewegung) in ihre Klassen bringen können. Sie coachte und coacht ihren Mann bei Wettkämpfen, ist bei rund 80 Prozent aller „Termine“ mit dabei, aber wohlgemerkt nicht seine Trainerin – weil das im Familienverband nur schwer ginge. Jedenfalls ist sie kompetent genug, ihn bei etlichen Fragestellungen zu beraten und natürlich sportelt sie selber auch – sie spielt Tennis, auch Meisterschaften. Dass Sohn Felix Eishockey spielt und Tochter Verena sich auch schon als Triathletin versucht, muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Jetzt aber zurück zum Hauptthema: zu Alex.
Von Sieg zu Sieg
Da ist es jetzt ganz schwer, auch nur eine Ahnung davon zu geben, was er alles an Siegen und Erfolgen eingefahren hat. Seit vierzig Jahren ist er Ausdauersportler „und ich habe dabei meinem Körper wirklich einiges abverlangt“ sagt er irgendwann im Zuge des Gesprächs. Wenn seine Frau ihm rät, ein bisschen zu bremsen, es vielleicht in Zukunft etwas vorsichtiger anzugehen, wirkt er nicht wirklich begeistert. „Der Sport ist bei uns schon sehr in der Familie drinnen“ sagt er und erzählt, dass ihn seine Mutter, eine Lehrerin, zum Schwimmsport gebracht und der Vater ihn zu vielen Wettkämpfen auch ins Ausland chauffiert hat. Keine Rede also, dass er seine sportliche Karriere gegen den Widerstand seiner Eltern durchsetzen musste, die Unterstützung war immer da – und ohne diese wäre es wahrscheinlich auch nicht so lange so gut gegangen.
Was er schon alles war! Man glaubts nicht. In Wikipedia stehts: Juniorenstaatsmeister Biathlon. Schon 1999 Amateur-Weltmeistertitel auf der Olympischen Distanz. Weltmeister! Staatsmeister Triathlon Langdistanz 2000. Das wurde er nicht nur einmal, sondern sechsmal! Weltmeister im Wintertriathlon 2008 bei den M 35. Schon wieder Weltmeister! Zwischen 2001 und 2007 gewann er den Austria-Triathlon Podersdorf sechsmal. Und zwar die Gesamtwertung. 2009 siegte er zum 3. Mal beim Wachau-Marathon. Und so weiter und so fort. Er verbesserte den österreichischen Rekord auf der Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42, 195 km Laufen) insgesamt fünfmal. Seine Bestzeit in dieser Wahnsinnskategorie ist mit 8 Stunden, 11 Minuten und 08 Sekunden unfassbar gut. Er war, und da klingt jetzt schon fast surreal, siebenmal beim Ironman in Hawaii und zumindest in seiner Altersklasse immer auf Top-Platzierungen. „Ich bin schon dafür, dass man seine Grenzen auslotet und auch überschreitet, aber nur mit kleinen Schritten und mit genügend Pausen. Und was noch viel wichtiger ist: Man sollte nie den Spaß, die Freude und den Humor an der ganzen Sache verlieren und sich über jeden noch so kleinen Fortschritt freuen – und vor allem die Erholung genießen“ – Das sagt einer, der weiß, wovon er spricht: Er hat – bitte anhalten! – in seinen vierzig Jahren Sportlerkarriere mehr als sechshundert Bewerbe in verschiedenen Disziplinen abgespult, wobei da auch „normale“ Marathons, Mountainbike- oder Straßenradrennen mitgezählt sind. Sechshundert!

2022 zum 25. mal in Podersdorf am Start
Das muss ihm einmal wer nachmachen, das allein ist wahrscheinlich schon Weltrekord. Bis zu dreißig große Bewerbe pro Jahr sind bisweilen zusammengekommen, allein der logistische Aufwand dafür ist für Otto Normalverbraucher praktisch unvorstellbar, abgesehen von der körperlichen Belastung. Er ist in Podersdorf 25mal am Start gewesen und hat in Summe 71 „Ironmans“ gefinisht. „Ich glaube schon, dass es in Österreich niemand gibt, der so viele Bewerbe gemacht hat.“
Wir sitzen in der Wohnküche, direkt beim großen Kachelofen. Der eine wichtige Zusatzfunktion hat: Er dient als Standort für eine kleine Auswahl seiner hunderten Pokale. Gut ist es, als Siegfahrer ein Schloss zu besitzen: Einige Räume, nicht nur die Wohnküche, sind mit Trophäen aller Art vollgeräumt. Platz für die da hoffentlich noch kommenden „Häferl“ ist aber immer noch genug vorhanden.

Alex mit einem kleinen Teil seiner Pokalsammlung
Bier und Wein, das darf sein
Was sind also seine Vorhaben für 2023 und darüber hinaus? Alex stapelt gerne tief und legt sich ungern fest. Er will „einfach nur den nächsten Geburtstag erleben“. Und nur mehr das fahren und laufen und schwimmen, „was mich freut“. Er will „Spaß haben“ bei der Sache, aber keine Sorge, „es taugt mir eh noch immer“. Jetzt trainiert er aber nicht mehr vierzig, sondern vielleicht 15 Stunden pro Woche „und es geht auch“. Freilich, jetzt können Konkurrenten, die lange Jahre hinter ihm her waren, ihn zur Abwechslung auch einmal besiegen. Was er gut aushält. Sagt er. Er ist dankbar, dass seine Familie seine Sport-Sucht so lange vorbehaltslos unterstützt hat („Weil nirgendwo ist die Scheidungsrate so hoch wie bei Triathleten“). Und ihm auch nach seinem Oberschenkelhalsbruch 2017 ohne Wenn und Aber die Treue gehalten und das Comeback ermöglicht hat.
Was ihm ganz wichtig ist zu betonen: Dass er kein verbissener „Nerd“ ist. Leben muss auch Leben sein! Er liebt Weihnachtsmärkte, Glühwein, im Herbst trinkt er besonders gern Sturm. Nimmt immer wieder ein Glas Wein oder auch ein Bier, „weil Wein lockert die Muskulatur“. Zwei bis drei „Gspritzte“ pro Tag sind keine Seltenheit und firmieren auch nicht als Dopingsünde. Wobei er, apropos, zu Doping eine ganz klare Meinung hat und die auch schon öffentlich geäußert hat. Mit einem Interview unter dem Titel „Triathlon ist ein Dopingsumpf“ hat er sich in Teilen der „Szene“ zweifellos nicht nur Freunde gemacht, aber was gesagt werden muss, muss eben gesagt werden, da ist er konsequent, ebenso wie beim Wettkampf selbst. Allein dafür gehörte ihm schon die ewige Ehrenmitgliedschaft des URC Langenlois verliehen!
Apropos URC: Zum Verein geholt hat ihn Günther Kanzler, irgendwann bei irgendeiner Veranstaltung, so genau kann Alex das gar nicht mehr sagen. Da er 10 Jahre lang mit einer Profilizenz fuhr, war er damit auch einer der wenigen „Profs“, die jemals im URC daheim waren – was seine absolute Sonderstellung nochmals betont.
Es wäre nicht Alex, hätte er nicht eine ganz spezielle Sorge: Dass dem Breiten- wie dem Spitzensport das Personal und der Nachwuchs ausgeht. Er will sich da was überlegen, er will den jungen Talenten und der nächsten Generation etwas von seinem Erfahrungsschatz abgeben, tausend Tipps und Tricks und Ratschläge hätte er auf Lager … Wie und wann und in welcher Form er da zur Tat schreitet, ist noch offen, ziemlich sicher ist nur, da kommt etwas. Und darauf darf man gespannt sein, ebenso wie auf seine weitere Karriere als mittlerweile 53jähriger „Master“. Man darf davon ausgehen, dass er weitermacht, nicht mehr ganz so extrem wie bisher, aber für uns Durchschnittsmenschen mehr als bewundernswert: „Ich mach vielleicht noch 15 Bewerbe pro Jahr“ sagt er und spricht ganz leise dabei, „das genügt mir auch“.
Barbara Kiener November 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Barbara Kiener
Powerfrau mit eiserner Disziplin
Barbara Kiener ist ehrgeizig, im Beruf wie in sportlicher Hinsicht. Sie ist eine Triathlon-Sieg-Athletin und finishte im Oktober den Ironman in Hawaii in 11 Stunden und sieben Minuten. Die 42jährige Juristin und Top-Managerin ist nach wie vor hungrig nach Erfolg und hat für 2023 sowie darüber hinaus große Ziele.
Schon Tage vor dem Interview sind die Unterlagen im Maileingang. Sechs Seiten beruflicher und privater, dazu noch ein dreiseitiger „sportlicher“ Lebenslauf. Eigentlich ist das Gespräch dann fast nicht mehr nötig, so detailliert und präzise, so übersichtlich und genau steht hier alles geschrieben. Fünf Minuten vor dem vereinbarten Termin läutet es an der Tür. Barbara Kiener kommt von einem zweitägigen Meeting, exakt eine Stunde und fünfundvierzig Minuten hat sie für unser Treffen eingeplant, um sechs Uhr abends folgt dann das nächste Date. Alles nach Plan, alles auf Schiene, alles unter Kontrolle!
Bei einem Stück Schokokuchen und einem Glas Sodawasser (Kaffee hat sie an diesem Tag schon genug getrunken, sagt sie) reden wir also über ihr, jawohl, bemerkenswertes Leben und in erster Linie über ihren diesjährigen Herbsturlaub, der sie – samt Mann und vierzehnjährigem Sohn – ins schöne Hawaii führte. Ihr Mann ist Lokführer bei den ÖBB und bei den Eisenbahnern ist „Ha-wei“ ein beliebtes Kürzel für „Hadersdorf-Weidlingau“, eine Haltestelle an der alten Westbahnstrecke. Doch diese Adresse ist in diesem Fall nicht gemeint: Familie Kiener urlaubte im 50. Bundesstaat der USA, mitten im Pazifischen Ozean. Obwohl, und alle Triathleten wissen das natürlich längst: Barbara machte hier nicht Ferien, sondern hatte einen Job zu erfüllen: sie startete diesen Oktober beim „Ironman Hawai’i“. Nur zur Erinnerung für alle Nicht-Triathleten: Das ist der älteste und berühmteste Triathlon der Welt und er führt über die Langdistanz: 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Er ist Ziel und Erfüllung aller Dreikämpfer und -innen, ihn muss man einmal im Leben gemacht und natürlich „gefinisht“ haben, nur dann gilt man was in der Szene.
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Wobei die Teilnahme selbst ja fast ein Kinderspiel ist, im Vergleich zur Planung, der logistischen Abwicklung, dem Training und last but not least der „Quali“. Den heiß ersehnten „Slot“ für den Wettbewerb aller Wettbewerbe holte sich Barbara im September 2021 beim „Ironman Austria“ in Klagenfurt – der stolze Rest ihrer Wettbewerbsbilanz findet sich im Überblick im Anhang am Ende des Texts.

immer gut gelaunt: Beim Ironman Klagenfurt
An die 12 Monate, die nach der erfolgreichen Qualifikation folgten, nennt Barbara die „schönste aber auch eine der schwierigsten Zeiten“ ihres gesamten Lebens. Im Frühjahr dieses Jahres musste sie bereits fürchten, Hawaii von der To-do-Liste 2022 streichen zu müssen. Nix war mehr fix, alles offen, unsicher, unklar.
Also: Kurz zum stets spannenden Leben der – man darf es sagen „Powerfrau“. Die vom Autor dieses Text hiermit nicht nur zum Mitglied des Monats, sondern (ohne Einverständnis des Präsidenten und des Vorstands!!) zum „Mitglied des Jahres“ ernannt wird. Geboren 1980 im schönen Mariazell übersiedelte Barbara schon früh mit ihrer Familie nach Krems, wo sie bis heute lebt. Nein, sie wurde von ihren Eltern nicht schon im Kleinkindalter zur Hochleistungssportlerin gedrillt, sondern war, wie sie mehrfach betont, eigentlich ein „unsportliches“ Kind, ohne jede Ambition, jemals Höchstleistungen abliefern zu wollen. Sie war nie Mitglied in einem Sportverein und in die Schwimmhalle ging sie selten, da sie an Neurodermitis litt. Unmittelbar nach der HAK stieg sie direkt bei der „Gemeinnützigen Donau-Ennstaler Siedlungs-AG“ als Assistentin ein, einem Unternehmen, in dem sie sich stetig hinaufarbeitete und dem sie fast 22 Jahre lang – bis zum Frühjahr dieses Jahres – die Treue hielt. In dieser Zeit absolvierte sie berufsbegleitend zwei Studien, studierte an der Johannes Kepler Uni Linz „Rechtswissenschaften mit Spezialisierung Wirtschaftsprivatrecht“, danach machte sie, quasi als Draufgabe, an der Wirtschaftsuni Wien den „Master of Business law“ (MBL). Das härteste Jahr des Lebens war 2022 wohl deshalb für sie, weil sie nach 22 Jahren (einem halben Berufsleben!) den Job beendete – „und so was steckt man nicht so leicht weg.“

Barbara Kiener: Die Triathletin ist auch taffe“Businesslady
.“ Ihr perfektes Leben, ihre Karriereplanung, ihre Vorbereitung für Hawaii drohte kurzzeitig aus dem Ruder zu laufen, aber: eine auf Erfolg gepolte „tough lady“ wie sie lässt sich nicht unterkriegen. Es war eine Frage von Wochen, bis sie einen neuen, vielseitigen, tollen Job hatte – der Wechsel zur „Alpenland gemeinnützige Bau- Wohn- und Siedlungsgenossenschaft“ erwies sich am Ende des Tages als großes Glück. Sie ist dort nun als „Bereichsleiterin für Recht und Zentrale Organisation“ im Führungsteam, betreut und verantwortet als Top-Managerin die juristischen Belange des Konzerns.
Wie aber kommt es, dass neben Familiengründung, Beruf und Studien nun seit etlichen Jahren auch noch der Sport eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt?
Barbara erzählt die Geschichte so: „Nach der Matura habe ich beschlossen, etwas abzunehmen. Ich hatte 12 Kilo zuviel auf den Rippen und die wollte ich loswerden“. Sie begann zu laufen, schleppte sich von Kilometer zu Kilometer – „anfangs war das wirklich mühsam“. 2008 kam Maximilian auf die Welt. Sie schaute, mit ihrem Sohn im Kinderwagen, beim Kremser Triathlon zu und dachte sich: „Das wäre toll, da mitzumachen.“
2013 schließlich erfolgte ihr ganz persönliches Erweckungserlebnis: Sie startete beim „Silvesterlauf“, „und ab da nahm der sportliche Werdegang seinen Lauf“. 2014 kaufte sie sich ein Rennrad, im gleichen Jahr ging sie beim Wachau-Halbmarathon an den Start, gemeinsam mit ihrem Mann. „Der tat das nur für mich. Er ist sehr sportlich, aber im Gegensatz zu früher eigentlich kein Wettbewerbstyp mehr.
2016 kam sie dann erstmals in Berührung mit dem URC Langenlois. „Meine erste Triathlon-Sprintdistanz habe ich in Schönberg gemacht. Das hat mir gefallen und da wusste ich, dabei bleibe ich.“ Mitglied im Verein wurde sie aber erst 2019, über Vermittlung von Manu Kanzler: „Da gab es genügend Unterstützung und Know-How für Triathletinnen wie mich, es ist ein großer Verein, mit gefallen die Vereinstrikots, ich fühle mich da sehr wohl.

Zur Belohnung darfs manchmal auch ein Achterl sein …
Zurück im Jahr 2022, zurück in Hawaii. Nach vielen Monaten mit 20 bis 25 Stunden Training pro Woche, (das ist neben dem stressigen Beruf nochmal ein Halbtagsjob!) gewinnt sie ihre Altersklasse beim „Ironman Austria“ im Juli als 6. Dame, wird im August Dritte in Zell am See – und das, nachdem sie schon im Mai in St. Pölten ganz oben auf dem Stockerl gestanden war.
Im Oktober endlich sitzt sie im Flugzeug, mit Triathlonrad, Mann und Sohn, Richtung: Ferner Westen. 12 Stunden Zeitunterschied, das muss man einmal wegstecken, die fünf Tage Akklimatisierung sind dringend nötig. Alles ist anders, alles neu und gewöhnungsbedürftig. Sie schwimmt erstmals bei hohem Wellengang und neben hunderten anderen Teilnehmern im offenen Meer, muss ihre leichte Hai-Phobie unterdrücken („ich habe als Kind wahrscheinlich zu oft den „Weißen Hai“ angeschaut“), setzt sich zur Einstimmung aufs Rad und ist auf den ersten Kilometern am Radstreifen des Highways unsicher und nervös, „die Knie zitterten“. Bananen sind in der näheren Umgebung ihres Quartiers restlos ausverkauft, die Temperatur liegt bei 31 Grad und darüber, die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Da muss man durch! In der Nacht vor dem großen Rennen schläft sie ausgezeichnet. Steht dann um halb 4 Uhr auf, verlässt das Apartment um 4 Uhr dreißig, um schließlich um 6 Uhr 40 gemeinsam mit zweihundert anderen Damen den in ihrem Fall „Ironlady“- Wahnsinn in Angriff zu nehmen.
Ja, sie konnte alles genießen, sogar ihre am wenigsten geliebte Disziplin, das Schwimmen („obwohl da ein paar junge von hinten regelrecht über mich drübergeschwommen sind“). Nach einer Stunde und dreiundzwanzig Minuten steigt sie aus dem Wasser, das ist beim ersten Wechsel Platz 159. Dass sie am Schluss des Bewerbs 113 Plätze gutgemacht haben wird, weiß sie jetzt noch nicht. Also, aufs Rad. Sie fährt vorsichtig, vielleicht, sagt sie rückblickend, zu vorsichtig, aber sie fährt, und wie! Spult ihr trainiertes Programm ab, nimmt alle 25 Kilometer Verpflegung, trinkt, schüttet sich Wasser über den heißen Kopf, der aber in Wahrheit immer kühl bleibt: „Ich bin im Kopf stark“, sagt sie. Das heißt: Sie gibt nicht so schnell auf, weiß immer was sie tut, fährt nicht mit dem Bauch, nicht nach Gefühl, sondern mit Hirn, kann auch bei Höchstbelastung noch „locker“ bleiben. Ihre eiserne Disziplin (sieht man ihr gar nicht an!) kommt ihr im Wettkampf zugute, ihre strenge Konsequenz und hohe Konzentrationsfähigkeit hilft ihr nicht nur in der Wechselzone enorm.
Ihre Männer sieht sie einige Male an der Rad- und Laufstrecke, helfen dürfen sie unterwegs nicht, beim Triathlon ist man völlig auf sich allein gestellt. Noch eine Stärke, die sie dann beim Laufen ausspielte: „Auf den letzten Kilometern konnte ich nochmal Vollgas geben.“ Beim Einlauf im Zielkanal sieht sie ihre zwei Männer, zu weit weg, um mit ihnen „abzuklatschen“, aber nah genug, um ihnen zuzuwinken. Was dann kam, wird wohl für immer und ewig in ihrem Kopf bleiben: „Volunteers stützen dich, damit du nicht einknickst. Man kriegt ein Handtuch gereicht und die berühmte Hawaiikette aus Muscheln um den Hals gehängt. Alles läuft perfekt, man wird aus dem Zielbereich geleitet, erhält Medaille und Finisher-Sackerl, wird fotografiert. Dann muss man bald einmal etwas essen, obwohl: Süßes hab ich gar nicht mehr hinuntergebracht.“ Der Rest ist: runterkommen vom Adrenalin- und Dopaminrausch. Ein erstes alkoholfreies Bier, einige nette Worte mit einem deutschen Teilnehmer, dann – noch lange kein Bett, sondern: Barbesuch mit Mann und Sohn und, hört, hört! Das erste richtige Glas Bier seit vier Wochen. „Das spürt man aber gleich“.
Am „Day after“ spürt sie kaum Muskelkater. Was ihr Sohn mit dem Satz quittierte, „dass ich mich wohl nicht genügend angestrengt habe“. Große Zufriedenheit, dass sie ein „daylight finish“ schaffte, also bei Tageslicht einlief. Und eine kleine Spur Unzufriedenheit, weil ihre Zeit nicht, wie erhofft, unter den magischen elf Stunden geblieben war, sondern um sieben Minuten darüber lag …

Die Mutter aller Bewerbe: Der Hawaii-Ironman, 2022
Der Rest ist tatsächlich so etwas wie Urlaub. Schifffahrt am Pazifischen Ozean, Schnorcheln, Honolulu, Waikiki Beach, Spaziergänge, Ausflüge, Besuch einer Ananasfarm (man kennt die „Hawaii-Ananas“ sonst ja nur aus der Dose). Über die zweitägige Rückreise ohne Schlaf mit endlosen Flughafen-Umsteigezeiten redet Barbara dann nicht so gern: „Das war echt hart“. Da war der Wettbewerb dagegen offenbar ein Klacks!
Was kann nach einem erfüllten großen Lebenstraum noch kommen? Wie kann man Hawaii toppen? Was sind die Ziele für 2023? Um es kurz zu machen: Sie will ihre Position bei Alpenland „festigen“. Wird, so der Plan, im deutschen Roth die berühmte Triathlon-„Challenge“ machen, „weil da ein ganz spezielles Flair herrscht“. Wird mit einem neuen Profi-Trainer versuchen, noch besser zu werden („der arbeitet watt- und, für uns Frauen wichtig, zyklusorientiert, das interessiert mich“). Und will, irgendwann in den nächsten Jahren, tatsächlich noch einmal nach Hawaii: „Dann aber unter elf Stunden finishen“.

Top zu Lande und im Wasser: Ironman Klagenfurt, 2022
Die Triathlon-Highlights von Barbara Kiener
9/2016 1. Triathlon Schönberg 1/8Man
7/2017 1. Kurzdistanz OD Krems
5/2019 Wings for Life world Run, 34,1 km
5/2019 1.Ironman 70.3, 5:19 h
6/2019 Mitteldistanz Litschau -Landesmeisterin Mitteldistanz AK und 3. Dame insgesamt
8/2019 ITU World Triathlon Lausanne – Sprint; 1:19 h
9/2020 Mitteldistanz Podersdorf
5/2021 Challenge St. Pölten Mitteldistanz, 3. AK W 40; 5:16 h
6/2021 Challenge Walchsee-Europameisterschaften, 6. AK W40; 4.56 h
9/2021 Ironman Austria Klagenfurt, 2. AK W40, 10:26 h, Hawaii Slot
5/2022 Challenge St. Pölten Mitteldistanz 1. AK W40, 4:56m (Sub 5)
7/2022 Ironman Austria 1. AK W40, 6. Dame gesamt, 2. Österreicherin, 10:37 h
10/2022 Ironman Hawaii – IM World Championship, 46. AK W40, 11:07
Othmar Pruckner September 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Othmar Pruckner
Dabeisein ist alles
Viele Mitglieder des URC Langenlois erzielen Top-Platzierungen, gewinnen ihre Altersklasse oder gleich das Gesamtklassement von Radrennen und Triathlons. Ich fahre auch gern schnell, aber Siege sind bei mir schon ein paar Jahre her. Die kurze Geschichte einer langen Liebe – zum Rennrad und zum URC
Othmar Pruckner
Wahrscheinlich war es die Niederösterreichrundfahrt, die meine Liebe zum Rennradfahren weckte. Die Schüler der vierten Volksschulklasse durften an einem schönen Frühlingstag des Jahres 1967 ausrücken und fähnchenschwingend an der Straße warten, bis der Tross vorbeisauste: Ein Wahnsinns-Ereignis in der ansonsten von Ereignissen nicht eben überfluteten Kleinstadt. Noch sensationeller war, dass einige Jahre später, genauer gesagt anno 1972, die NÖ-Rundfahrt gar ein Etappenziel in Langenlois angesetzt hatte. Während andere Buben in meinem Alter zu Rapid oder sogar zum LASK hielten, war mein Traumverein die Union Schartner Bombe. Man darf dreimal raten, was zu jener Zeit mein Lieblingsgetränk war. Mein Schartnerbomben-Lieblingsfahrer war übrigens Rolf Eberl. Keine Ahnung, wieso meine Wahl auf ihn gefallen war.
Das erste bessere Rad in meinem Besitz war weder ein KTM noch ein Puch, sondern ein „Dusika Weltrekord“. Ferry Dusika war damals der Radsportpapst der Nation und so musste es unbedingt ein Gerät aus seinem Geschäft sein, mit etwas anderem hätte ich mich nicht zufriedengegeben. Mit diesem „Halbrenner“ fuhr ich bis zur völligen Erschöpfung die steilsten Hügel hinauf. Und liebend gern auch wieder hinunter. Die Narben von frühen Stürzen trage ich übrigens noch heute mit Stolz an meinem Körper. Egal: Die Freunde schielten aufs erste Moped, ich hingegen kaufte: Dusika-Hose, Dusika-Trikot und Dusika-Käppi.
Sturzhelm trug man zu jener Zeit noch nicht, wohl aber wurde in Krems eine Frühform eines Radmarathons, ein so genannter „Volks-Radwandertag“ veranstaltet. Das Erlebnis, mit hunderten Radlern fünfzig Kilometer um die Wette zu fahren: Das war mein Erweckungserlebnis. Das Surren der Räder bei diesem „Jedermann-Radrennen“ habe ich noch heute in den Ohren. Ich hatte den Start völlig vergeigt, kam irgendwo unter ferner liefen ins Ziel, aber: die Lunte war gelegt.
Veranstaltet hatte dieses frühe „Bike-Event“ übrigens der ÖAMTC Krems, der bald nach dieser denkwürdigen Veranstaltung die Sektion Radfahren eröffnete. Mein Glück konnte größer nicht sein, als ich in der „Kremser Zeitung“ las, dass sich „Radbegeisterte“ für gemeinsame Trainingsausfahrten melden sollten. Mit klopfendem Herzen fuhr ich zum Treffpunkt bei der Kremser Wiener Brücke. Die dort versammelten Rennradler schauten nicht schlecht, als ich mit meinem „Weltrekord“ anrollte. Paketträger und Kotschützer hatte ich vorsorglich abmontiert, nicht aber die Dynamo-Lichtanlage. Die älteren Herren (sie waren wohl um die dreißig), alle mit Rih und Select-Rädern angerückt, nahmen sich des unbedarften jungen Burschen mit den längeren Haaren jedenfalls in großer Zuneigung an. Ich lernte viel, bei diesen ersten Ausfahrten. Etwa, was es heißt, im Windschatten zu fahren, was ein Schnellspanner ist und wie man einen Schlauchreifen montiert. Unter diesen meinen Lehrmeistern war übrigens ein besonders wilder Hund: Franz Strutzenberger, der bekanntlich einige Jährchen später zum URC Langenlois wechselte. Vielleicht verkläre ich da jetzt, aber ich habe ihm wie den anderen „Kremsern“ in Wahrheit alles zu verdanken, jedenfalls die bis heute ungebrochene Freude am gemeinsamen Fahren.

Kriterium in Lerchenfeld, 1972
Schon bald veranstaltete der ÖAMTC-Radklub ein Kriterium in der Industrievorstadt Lerchenfeld. Wieder war ich mit meinem Halbrenner samt Lichtanlage ein bestaunter Exote, aber immerhin: Ich wurde Zweiter. Der Sieger hieß Pichler und nahm mich praktisch nicht zur Kenntnis, was mich irgendwie kränkte. Nach der Siegerehrung bat mich ein Funktionär zur Seite und fragte, ob ich schon überlegt hätte, „ein richtiges Rad“ zu kaufen. Das saß! Es dauerte nicht lange, schon fuhr ich mit dem Zug nach Wien und mit der Straßenbahn direkt ins Dusika-Geschäft. Der Radpapst höchstpersönlich stand hinter der Budel und bediente den „jungen Mann“, wie er mich titulierte. Nach wenigen Minuten war das „richtige“ Rennrad, blitzblau und ausgestattet mit einer Campagnolo-Rekord, bestellt. Geliefert wurde es dann drei Wochen später. Ich hob es persönlich aus dem Güterwaggon, den, ich schwöre!, eine 93iger-Dampflok zur Laderampe des Langenloiser Bahnhofs rangiert hatte.
Nun fuhr ich nicht mehr mit meinen blaugelben Adidas-Turnpatschen, sondern mit „richtigen“ Rennradschuhen. Ich fuhr meinen Freunden und Lehrmeistern am Seiberer auf und davon. Und als die gelben Engel vom Kremser ÖAMTC ein nächstes Radrennen veranstalteten, gab es kein Halten mehr. Eine rund sechzig Kilometer lange Schleife ins Waldviertel war bei dieser so genannten „1. ÖAMTC-Radrallye“ zu durchfahren, zwei Bergwertungen inklusive, eine davon auf den „Loiweiner“, die andere von Lengenfeld hinauf nach Dross. Um es kurz zu machen: Ich gewann nicht nur die Juniorenklasse, sondern gleich die Gesamtwertung. Der Pichler wurde nur Zweiter und konnte seine Niederlage kaum verwinden. Schon tat er mir leid: Der Favorit unterliegt einem Rookie wie mir, das hatte er nun auch nicht verdient!

Shooting für Buchproduktion „Rennradfieber“, 2015
Nachdem ich das Jahr darauf die „Radrallye“ ein zweites Mal gewann, war ich einerseits der Lokalmatador und andererseits davon überzeugt, für eine Profikarriere gerüstet zu sein. Ich löste eine Sportlizenz und ließ mich vom Freund meiner großen Schwester im Austin Mini 850 meiner Mutter zum Pöstlingbergrennen nach Linz chauffieren. Das Rad hatten wir liegend auf dem Dachgepäcksträger festgeschnallt. In Urfahr waren jetzt „richtige“, und nicht wie in Krems bloß Hobbyrennfahrer am Start. Vereinsfahrer, Halbgötter, angereist in VW-Bussen mit Werbeaufschriften. Stand da ganz vorne nicht Rolf Eberl? Alles Herzklopfen half diesmal nichts. Statt entdeckt und von der Union Schartner Bombe aufgrund meiner exzeptionellen Vorstellung direkt ins Rundfahrteam engagiert zu werden, wurde ich Vorletzter. Nach einem ähnlich ernüchternden Ergebnis beim Bergzeitfahren in Maria Schnee in der Buckligen Welt war der Karrieretraum auch schon wieder ausgeträumt. Tanzkurs, Freundin, Matura, Studium, Wien, alles war plötzlich wichtiger als das blitzblaue Dusika, mein eben noch so heiß geliebter Lebensabschnittspartner.
Zum URC Langenlois kam ich rund ein Vierteljahrhundert nach meinen sensationellen frühen Erfolgen, irgendwann Mitte der Neunziger Jahre. Angesichts eines bereits ziemlich massiven Schwimmreifens um den Bauch hatte ich mein verstaubtes Dusika aus dem Schupfen geholt, neue Schlauchreifen auf die Felgen geklebt und damit einige Abspeck-Runden (über die Hoad nach Schiltern und Umgebung) gedreht. Georg Derndorfer, sah mich vorbeirauschen, rief mir nach und fragte mich, ob ich nicht beim Verein mitfahren wolle. Ob ich auch ein „richtiges“ Rad hätte, fragte er freundlicherweise nicht.

Immer für den URC unterwegs: Glocknerkönig 2017
Es war dann Karl Glantschnig, der mich recht direkt auf die hoffnungslose Rückständigkeit meines Stahlrosses (mit Rahmenschaltung!) hinwies. Was blieb mir also anderes übrig, als ein neues, „richtiges“ Rennrad zu kaufen?
Die ersten Sonntagsausfahrten mit meinen neuen Vereinskollegen endeten in einem echten Desaster. Die Sonntagnachmittage verbrachte ich in der Regel in der Horizontalen, nahe an der Bewusstlosigkeit. Gnade kannten die Burschen keine, die meinten es ernst! Ich kapierte rasch: ich hatte viel zu lernen, vor allem Demut.

Ein gutes Team ist alles: Schlussausfahrt 2020
Der weitere lange Weg durch die folgenden zwei Jahrzehnte Vereinsgeschichte verlief dann kurz gesagt so: Siegfahrer wurde ich keiner mehr …. Ich war schon glücklich, als ich begann, die Trainingsausfahrten ohne schwere körperliche Begleitfolgen zu überleben. Ich finishte zwischendurch den einen oder anderen Marathon, meist krampfgeplagt im hintersten Drittel, aber dennoch stolz, lebendig angekommen zu sein. Dabeisein ist alles! Dieses olympische Motto galt für mich auch bei den legendären Langenloiser Straßenrennen, die es leider, leider nicht mehr gibt. Diverse URC-Rennradwochen in Mallorca, Kreta, Südtirol und Österreich waren absolute Highlights der vergangenen Jahre. Bitte bitte wieder machen!
Dass ich so wie vor fünfzig Jahren schon auch heute noch größere Solo-Radtouren fahre (zuletzt entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer) ist eine ganz andere Geschichte, die ich gern einmal beim Heurigen erzähle.

Radtour zum Schwarzen Meer, 2022
Was aber unbedingt noch gesagt werden muss: Ich habe in unserem Verein etliche Freunde gefunden. Die gemeinsame Sonntagsausfahrt der „Old Boys“ (selten genug begleitet von young girls!) ist ein Höhepunkt der Woche. Und der anschließende Kaffee beim Schneider Ernstl ein Fixtermin, denn ich mir nur im äußersten Notfall entgehen lasse.
Denn am Ende, ganz ehrlich, ist es genau das, was zählt.
Und nur das!
Dagmar Pfadenhauer August 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Dagmar Pfadenhauer
Die Ironlady
Dagmar Pfadenhauer ist Triathletin mit besonderer Liebe zur langen Distanz. Unterstützt und begleitet von ihrem Partner Rainer Egretzberger sucht sie die ultimative Herausforderung. Ihr nächstes großes Ziel: Sie will in Hawaii beim berühmtesten aller Ironman-Bewerbe starten.
Viele Wege führen zum Triathlonsport! Bei Dagmar Pfadenhauer verlief der Karrierepfad, durchaus unüblich, über eine intensive Zeit als Reiterin. Sie nahm an etlichen Turnieren teil, verbrachte „viel Zeit mit ihrem Pferd Richie“, war als Dressurreiterin eine durchaus ambitionierte Freizeitsportlerin. Doch alles hat seine Zeit und als Richie, um es so zu sagen, „in Pension“ ging, begann sukzessive ein neues Leben.

Alles Glück auf der Erd‘ … lag einst auf dem Rücken von einem Pferd

Dagmar mit ihrer Oma und Richie
Dagmar, Jahrgang, 1975, war immer sportlich aktiv. Die gebürtige Langenloiserin ging schon als junges Mädchen zum Unionturnen und hielt sich später mit Laufen fit. Und dann begab es sich, dass irgendwann ein gewisser Rainer Egretzberger in ihr Leben trat … Wie und wann das genau passierte, ist hier nicht unser Thema. Faktum ist, dass die beiden nicht nur händehaltend miteinander spazieren gingen, sondern bald einmal gemeinsam kleinere und größere Fitnessrunden liefen. Wie sagt Dagmar so schön? „Und das hat sich dann intensiviert.“ Die beiden traten dem ULC Langenlois bei und konnten nicht genug kriegen vom „Running“: Bald einmal mussten es Halb- und dann richtige Marathons sein. „Ich war immer gern in einem Verein, ich habe auch Wettkämpfe sehr gerne“ sagt die – man darf es schreiben – 55 Kilo leichte Athletin.
Es folgten: große Reisen. Nicht nach Kroatien, nicht in die Karibik, sondern in große Städte. Wo nicht Shopping- und Schaufensterbummel angesagt war, sondern ein Marathon: 2010 New York. 2012 Paris. 2013 Chicago. Die beiden letzteren lief sie „im Gleichschritt“ mit Rainer. Er war, wenn man so will, ihr Schrittmacher. In seiner Begleitung tat und tut nichts mehr weh. Eine Freude, wenn man seine Passion gemeinsam ausleben kann! Außerdem winkten nach jedem dieser großen Bewerbe quasi zur Regeneration einige Urlaubstage in den jeweiligen Städten bzw. Regionen. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Chicago Marathon 2013
Sport macht süchtig. Ist für viele ein erfolgreich absolvierter Marathon schon die Krönung der Karriere, so war für das „Erfolgscouple“ Dagmar und Rainer noch lange nicht der Gipfel der Seligkeit erreicht: „Rainer wollte mehr“ erzählt Dagmar, und sie offenkundig auch. Ohne langes Nachdenken starteten die beiden 2012 beim ersten „Hobbytriathlon“, einer Sprintdistanz. Ihre Überlegung war relativ simpel: Ich laufe Marathons. Ich kann schwimmen, ich kann Radfahren, ehrgeizig bin ich auch. Warum also nicht? – Nach diesem ersten Bewerb war sie freilich schon dafür dankbar, „dass ich überhaupt überlebt habe.“

Erster Triathlon-Sprint 2012
Egal! Die Lunte war gelegt, der eingeschlagene Weg wurde nicht wieder verlassen. Bald einmal kam die olympische und letztlich die „Eiserne“ Distanz. Und je härter die Bewerbe wurden, desto wohler fühlte sie sich. „Ich bin eher für die langen Distanzen, die sind nicht so anstrengend für mich“ sagt sie, und meint diesen Satz wirklich ernst – die „Iron Lady“ kann ihre Kräfte ganz einfach über lange Zeit optimal einteilen.
Um eine offene Frage gleich einmal klarzustellen: Dagmar führt neben ihrem leistungssportlichen auch ein ganz normales Leben. Die FH-Absolventin arbeitet in einem Vollzeitjob bei der Firma Bilfinger in Krems, ist dort für Auftragscontrolling und einiges mehr zuständig. Und schafft es, da wie dort erfolgreich zu sein. Wobei Erfolg für sie nicht unbedingt mit Top-Platzierung gleichzusetzen ist. Sie will nur „zeigen, was ich kann“ und stolz auf die erreichten Ziele sein.
Die große Kunst ist, wie alle Triathleten und -innen wissen, das Berufsleben mit dem sportlichen Leben in Einklang zu bringen. 12 bis 14 Stunden reine Trainingszeit pro Woche, dazu noch die An- und Abreise in die Schwimmhalle und etliche andere logistische Herausforderungen: Man muss gut organisiert sein, das Leben im Griff haben, streng mit sich sein können und, aber das wissen wir bereits, einen verständigen Partner haben, der hilft und berät, unterstützt und bisweilen auch noch Servicemann spielt.
Sie schwimmt zweimal pro Woche, noch bevor sie ins Büro geht. Fährt nach Möglichkeit mit dem Rad in die Arbeit und baut beim Heimfahren im Idealfall oft auch noch eine Trainingseinheit ein. Geht am Wochenende gern auf längere, 130, 140 Kilometer- Radtouren, die dann unter dem Motto stehen: „Lerne deine Heimat kennen.“ Sie fährt Strava-Routen, plant auch selber immer wieder neue Runden, fährt mit Manu, mit Rainer und zwischendurch, wenn es in den Trainingsplan passt, auch mit der Sonntagsrunde des URC Langenlois – dem Verein, dessen Trikot sie nun auch schon seit längerem trägt.
Eines ihrer Prinzipien ist: Positiv denken. Sie ist bei Wettbewerben auch nach der Rad-Einheit noch voll motiviert, weil: „Das Beste kommt zum Schluss“. Überhaupt ist sie bewundernswert gut drauf. „Ich bin vom Typ her eher a zache Nuss“ sagt sie. Wer sie sieht, kann es gar nicht glauben, dass dieser schlanke Körper „a zache Nuss“ ist, aber nachdem sie selbst es behauptet, wer wollte da noch widersprechen?

Spaß muß sein! (2015)
2019 startete sie im deutschen Roth erstmals „richtig“ über die Langdistanz, nachdem es im Jahr zuvor beim eigentlichen Debüt in Hamburg ein Rennen ohne Schwimmen war, da dieses vom Veranstalter kurzfristig abgesagt wurde. Sie erwischte einen Traumtag, hatte nie einen toten Punkt, freute sich den ganzen langen Tag über ihre Verfassung und blieb dann auch noch unter den angepeilten elf Stunden: „Das war wirklich schön.“ Weniger schön war dann der heurige Ironman in Klagenfurt: Da stieg sie nach der halben Distanz vom Rad. „Natürlich beschäftigt mich das“ sagt sie, „und natürlich war das bitter. Ich habe mein Ziel nicht erreicht. Das ist mir noch nie vorher passiert.“ Wobei es wohl immer die richtige Entscheidung ist, wenn man nicht ganz fit ist, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen – auch wenn man monatelang auf diesen einen Bewerb hingearbeitet hat.

Die große Challenge, Langdistanz, Roth, 2019
Dagmar ist, so der Eindruck, den man im Gespräch gewinnt, keine verbissene Einzelkämpferin, sondern mit Freude und einer gewissen Leichtigkeit bei der Sache. Sie zehrt lange von großen Veranstaltungserlebnissen, und freut sich noch heute, dass sie Anfang 2020 an der „Goofy-Challenge“ in Disneyworld (Orlando/Florida) teilgenommen hat. Die ist nicht ohne: Am Samstag steht ein halber, am Sonntag ein voller Marathon am „Laufzettel“. Unterbrochen werden die beiden Läufe allerdings von etlichen Fotostops mit Disney-Figuren. Insgesamt ein Riesenspaß, mehr Entertainment als brutaler Wettbewerb. Und gerade deshalb so schön.

Immer gern zu zweit: Rainer und Dagmar bei der „Goofy Challenge“ in Disneyland/Orlando (2020)
Der Rest von 2020 war dann coronabedingt Pause, das Jahr aber trotzdem nicht verloren: Sie wanderte viel, entdeckte gemeinsam mit Rainer die heimischen Berge und will auch in Zukunft größere Touren machen.
Im September 2021, um kurz weiter zu erzählen, finishte Dagmar dann den Klagenfurter Ironman. Darauf ist sie nach wie vor stolz. Und glücklich darüber, mit Rainer einen tollen Supporter zu haben – er stellt für sie die Verpflegung, die Gel-Sackerl zusammen, ist quasi ihr Mechaniker und natürlich auch an der Strecke präsent. „Er ist mein Joker“.
Die Frage, die sich vielen stellt: Besteht das Leben einer Triathletin nur noch aus Askese, aus Verzicht und aus masochistischer Quälerei? Natürlich nicht. Dagmar ist eine „Süße“. Isst gerne eine Mehlspeis‘, ist, wie sie sagt eine „Naschkatze“. Sie trinkt gleich nach dem Aufstehen, noch vor dem Kaffee, eine Tasse Kakao. Und geht, hört, hört, auch gern zum Heurigen. Wo sie, man glaubt es kaum, manchmal auch eine „Sausemmel“ speist. Nach einem Wettbewerb (aber nicht nur dann … ) trinkt sie gern ein oder zwei Achterl Wein. Denn: „Entweder man muss sich trösten – oder man belohnt sich.“
Vorerst aber wird vorwiegend trainiert und für 2023 geplant. Ende Oktober 2022 fährt sie, natürlich begleitet von Rainer, zur 70.3 Weltmeisterschaft nach Utah, um dort einen „Mitteldistanz“-Triathlon zu absolvieren. Und 2023 würde sie nur zu gerne nach Hawaii reisen – natürlich, nicht um am Strand zu liegen, sondern um beim berühmtesten aller Triathlons zu starten. Zur Erinnerung: Das bedeutet 3,86 Kilometer kraulen. 180,2 Kilometer radeln. Und 42, 195 Kilometer laufen. Sie hat gute Chancen, sich für den berühmtesten aller Wettbewerbe zu qualifizieren. Wir halten jedenfalls die Daumen!
Sie will, das ist ein weiteres Ziel für ihre sportliche Zukunft, die Marathon – „Major Series“ komplettieren, muss dafür „nur noch“ Boston, Tokyo, Berlin und London laufen. Sie ist keine, die um die allerbesten Platzierungen fightet, aber glücklich, wenn sie ihre persönlichen Ziele erreicht und über ihre Reisen zu den diversen Wettbewerben auch ein bisschen in der Welt herumkommt. Nach wie vor ist sie voll Enthusiasmus, freut sich auf den Schönberger „Achtelmann“ ebenso wie auf Utah, ist dort wie da mit der gleichen Ernsthaftigkeit dabei.
Am Schluss bleibt immer die Frage, warum tut man sich das an? Warum dieses gewaltige Engagement für den Sport? Warum ausgerechnet die härteste aller Ausdauer-Disziplinen? Dagmar hat die Antwort längst für sich zurechtgelegt: „Verrücktheiten müssen einfach gemacht werden. Sie sind notwendig. Ohne Verrücktheiten ist gar keine Normalität möglich.“

Eine neue Liebe: Die Welt der Berge (2021)
Andreas Priesching Mai 2022
Die große Liebe zur langen Distanz
Andreas „Andi“ Priesching ist einer der Top-Mountainbiker der URC-Langenlois. Der Vater zweier Töchter fährt seit 2004 Rennen – und denkt keinesfalls daran, den Sport seines Lebens an den Nagel zu hängen.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Andreas Priesching
Möglicherweise sind sie das Erfolgsgeheimnis von Andi Priesching: Die Apfelnudeln. Die kocht er sich immer wieder, sie sind aber auch das Spezialrezept der sechzehnjährigen Tochter – die dem Vater die Spezialität bereitet, wenn sie etwas von ihm will … oder ihm einfach eine kleine Freude machen möchte. Gemacht ist diese süße Köstlichkeit ja schnell: Äpfel klein schneiden, Rosinen dazu, mit den Nudeln vermischen, darüber noch ein Ei – und fertig ist das Dopingmittel, das bei Andi, im Zivilberuf Softwareentwickler, immer wieder am Speiseplan steht.
Für alle, die ihn nicht kennen: Andreas Priesching, 48, ist einer der hochaktiven und sehr erfolgreichen Mountainbiker des URC Langenlois. Er schaut aus wie ein Fünfunddreißigjähriger, lacht viel und gern, ist stets freundlich und gar nicht der Typ, hinter dem man auf den ersten Blick einen knochenharten Wettkämpfer vermuten würde. Er ist keiner, der ständig nur von seinen Erfolgen erzählt, und gerade deshalb ist er „ein guter Mann“. Quälen kann er sich dennoch sehr gut, dazu braucht man sich bloß seine Vorliebe anschauen: Fährt er doch am liebsten lange MTB-Rennen, um die vier Stunden, so um die 70 Kilometer und 3000 Höhenmeter, da fühlt er sich wohl. Einer seiner größten Erfolge, so erzählt er, war 2019 der dritte Platz beim KitzAlpBike-Festival. „Das hat mich selbst überrascht, als Flachländer bei den Tirolern mit ihren 1000-Höhenmeter-Anstiegen.“ Am Langenloiser Heiligenstein ist er – Ehrensache – immer mit dabei, findet die Strecke auch toll, aber in Wahrheit ist das Rennen für einen Langdistanzler wie ihn „immer zu früh aus“.
Seit 2004 ist der Vater zweier Töchter kontinuierlich bei Wettbewerben aktiv. Eine erklärte Lieblingsveranstaltung ist die – nicht eben leichte – Salzkammergut-Trophy in Bad Goisern, eines der großen Mountainbike-Events des Landes. Rund zehn große Rennen fährt er pro Saison. Und wird das ganz sicher auch weiterhin tun: Nach zwei mageren Corona-Jahren ist der Rennhunger heuer besonders groß.
Was kann man von einem alten Hasen wie ihm, der doch kein alter Hase ist, lernen? Vor allem, dass „Ausdauer“ eine Tugend ist. Und Niederlagen stark machen. Und der Weg nach oben nicht immer kerzengerade verläuft.
Fangen wir von vorne an. Nicht nur sportlich, sondern auch beruflich hat er einen ordentlichen Marathon hinter sich. Angefangen hat der in Oberwölbling im Dunkelsteinerwald aufgewachsene Bursche als Lehrling und Verkäufer bei Leiner in St. Pölten. Machte dann die Abendmatura und das HTL-Kolleg und fand alsbald seinen Traumjob in einer St. Pöltner Firma. Die allerdings jüngst von einem deutschen Unternehmen mit chinesischen Eigentümern gekauft wurde. Wodurch sich seine Aufgaben (und Überstunden) prompt vervielfachten und er nun des Öfteren nach München pilgern muss. Kann sein, dass da bald einmal noch größere Bürden auf ihn zukommen. Dafür kann er auch einen langen Atem brauchen – den er ja offensichtlich hat.
Auch sportlich gesehen war nicht immer alles auf Schiene. Zwar wuchs er als Sohn eines ehemaligen Radrennfahrers auf, ritt auch fleißig auf seinem BMX-Rad aus und sammelte, so erzählt er, bei diversen Radwandertagen in St. Pölten und Umgebung auch „viele Wimpel“. Doch später war dann mal Pause mit Sport. Beim Bundesheer musste er schmerzlich erleben, dass seine Kondition durchaus verbesserungswürdig war. Er begann zu laufen, ging ins Fitnessstudio und fuhr schließlich mit Freunden auch kleine Radrunden. Übermütig, wie man als junger Mann nun mal ist, nahm er mit 25, auf einem Stahl-Bike und ohne viel Vorbereitung bei der „Weinstein-Tour“ in Mühldorf (1.300 Höhenmeter!) teil. In der Trinkflasche hatte er Latella gefüllt, in der zweiten Hälfte des Rennens schob er mehr als er fuhr und erlebte dann prompt den ersten Hungerast seines jungen Lebens: „So fertig wie damals war ich vorher und nachher nie.“ Für andere wäre das wohl das frühe Ende der Karriere gewesen, für ihn aber wars der Anfang eines neuen Lebens: Er hörte umgehend zu rauchen auf. Und begann, ernsthaft zu trainieren.
Andi übersiedelte nach Lengenfeld, baute sein Haus, heiratete, gründete die Familie und ging 2004 schließlich zum Langenloiser Radverein. Er wollte jetzt echte Wettkämpfe fahren, „schnell und gut“ sein. Verbissener Konkurrenzler ist er trotz durchaus gesundem Ehrgeiz dennoch nicht geworden. Er hat seine Freude daran, „alles zu geben, was möglich ist“ und ist glücklich, „wenns im Rennen dann so gegangen ist, wie ich mir das vorgestellt habe, wenn die Einteilung gut gepasst hat. Die Platzierung an sich ist da nicht mehr so wichtig.“
Die große Frage: Wie macht der Andi das? Wie programmiert er seinen Körper-Computer? Wie trainiert er, wie ernährt er sich? Nur die Apfelnudeln allein können es doch nicht sein!
Also:
Im Winter setzt er naturgemäß auf Grundlagentraining aller Art – Laufen, Langlaufen, Skitouren gehen und Radfahren. „Indoor mache ich nur im Notfall.“
Während der Saison trainiert er (in rennfreien Wochen) fünf bis sechs Tage. Zwei davon „lockere Grundlage“, zwei Tage mit Intervallen, möglichst am Berg und mindestens einmal die Woche eine lange Ausfahrt mit 3 Stunden oder mehr, „teilweise auch intensiver“ und wenn möglich mit Teamkollegen. Für ihn existieren keine starren Trainingspläne, er liebt es flexibel. Erholungs- und Regenrationstage sind allerdings zentraler Teil seines Trainings, die plant er fix ein, denn „wenn Zeit ist, mache ich oft fast zu viel“.
Die Tage vor einem Rennen schauen anders als die normale Arbeits- und Trainingswoche aus: Spätestens vier Tage vor dem „Event“ ist noch eine intensive Einheit drinnen, ansonsten wird locker gefahren, zwei Tage vor dem Rennen ist Pause. Am letzten Tag vor dem
Rennen: lockere Ausfahrt mit fünf einminütigen Maximalbelastungen. Am Renntag schließlich gehts zur Sache, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Wege.
Damit er nicht nochmals ein Hungerast-Erlebnis hat, muss auch richtig gegessen werden. Praktisch täglich bereitet er sich ein Müsli, mahlt die Haferflocken selbst mit der Getreidemühle. Zwei Tage vor dem Rennen gibt es Steaks (gekauft in der Fleischerei Graf in Langenlois), mit Ruccola, Parmesan, Spiegelei. Am Tag davor müssen es unbedingt Nudeln sein (Erdäpfel oder Reis funktionieren bei ihm nicht so gut, sagt er). Dazu Pasta jeder Art, oder aber, (warum auch nicht!) zur Abwechslung wieder einmal Apfelnudeln.
Natürlich muss auch im Wettkampf nachgelegt werden, was das Zeug hält. Andi setzt auf Gel, Bananen und Elektrolyt-Getränke. „Alle dreißig bis vierzig Minuten ein Gel, das brauch ich schon.“
Und die Renntaktik? Gibt es keine spezielle. Er weiß nur: Lange Strecken liegen ihm besser, Einzelzeitfahren mag er nicht so gern, er fährt sein Tempo kontinuierlich, fährt die Hügel in der letzten Runde genau so schnell wie am Anfang.
Wo schaut er sich was ab? Wer ist sein Vorbild? Er durchstöbert fleißig die sozialen (Rad-) Netzwerke. Übt sich beizeiten in „Feindbeobachtung“. Schaut auch was Profis und Weltmeister wie Alban Lakata im Training so anstellen. Gut, das heute praktisch alle Konkurrenten ihre Trainingspläne und Routen hochladen, Geheimnistuerei wie früher ist nicht mehr üblich, auch er stellt seine Touren ins Netz, tauscht sich mit Vereinskollegen und anderen Sportsfreunden aus.
Das alles klingt nach reiner Vernunft, nach Askese und eiserner Disziplin. Doch ganz sündenfrei ist auch er nicht. Eine Schwäche hat er für Tiramisu, auch ein Glas Wein darf es beizeiten sein. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, hat er sich mit der Familie eine Ferienwohnung in Gaming geleistet. Die nun Erholungs- und Trainingszentrum gleichzeitig ist.
Besonders erfreulich, aus Andis Sicht – und aus der Sicht des URC: Seit kurzem ist auch die ältere Tochter Jana Vereinsmitglied geworden. Da kann man nur sagen: Willkommen! Es kann nie genug Prieschings im URC Langenlois geben!

•• Salzkammergut Mountainbike Trophy 2017, Bad Goisern, Oberösterreich, Österreich on 15.07.2017, www.trophy.at •• Photo: M. Bihounek/martinbihounek.com
Günther Kanzler April 2022
Der „Mister Mountainbikerennen“
Günther Kanzler organisiert und „checkt“ für sein Leben gern. Sein größtes Ding ist das alljährliche, mittlerweile internationale MTB-Rennen am Heiligenstein. Seit heuer ist er auch Vereinsobmann – und bleibt das hoffentlich noch lange.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Günther Kanzler
Es gibt immer was zu tun! Zwei Wochen vor dem alljährlichen Mountainbike-Rennen am Zöbinger Heiligenstein läuft Günther zur Höchstform auf. Ein Baum, der quer über die Strecke liegt, muss weggeschafft werden. Die letzten Details der Streckensicherung werden geplant. Die Jobs vergeben. Die Festhalle und die Strecke hergerichtet. Das muss man sich einmal vorstellen: Es gibt auf der Strecke am Heiligenstein 177 Grundstücke, die befahren werden und 75 Grundstücksbesitzer, die informiert und notfalls besänftigt werden müssen. Und jedes Jahr gibt es neue Herausforderungen: 2022 wird das internationale MTB-Rennen, genannt KTM-Kamptal-Trophy, erstmals per Livestream übertragen. Auch das muss erst einmal „gecheckt“ werden, bittesehr! Zwei Drohnen fliegen über den Fahrern und Fahrerinnen, fünf fixe Kameras sind installiert, Hannes silberbauer wird mit einer Livekamera auf der Strecke sein und dramatische Bilder liefern. Das Beste dabei ist: Günther muss dafür nicht tief in die Vereinskassa greifen, sondern hat bereits Extra-Sponsorengeld für diese aufwändige Innovation aufgetrieben: „Das kostet uns nichts, das bringt sogar zusätzlich Geld“ sagt er, nicht ohne Stolz.
Günther Kanzler, 67 Jahre jung, ist seit ewigen Zeiten der „Mister Mountainbikerennen“ des URC. Lange Zeit die rechte Hand von Langzeitobmann Karl Glantschnig, hat er mit Beginn des Jahres 2022 von seinem besten Freund auch die Rolle des Vereinsobmanns übernommen. Alles in einer Hand, könnte man sagen, wobei Günthers Stärke immer war: Nicht alles allein machen wollen. Er konnte und kann noch immer ausgezeichnet delegieren. Hohe Managerqualitäten sind ihm, der fünfzig (!)Jahre lang in der Voest Krems arbeitete und nun Pensionist ist, nicht abzusprechen. Er trommelt die Leute zusammen, motiviert, packt selber ordentlich zu, ruft treue (und manchmal weniger treue) Helfer regelmäßig an, („Du, wir braucherten dich am Sonntag als Streckenposten, kann ich dich eh aufschreiben?“), er telefoniert und organisiert, teilt ein, schwebt wie ein Hubschrauber über dem Geschehen, betreut den Rennleiter, ist überall gleichzeitig, ist mittendrin und verliert auch in großem Stress nicht die Nerven. Soweit man das als Außenstehender beurteilen kann!
Wie wird man aber ein „Macher“, so, wie Günther einer ist? Nun, gearbeitet, erlebt und „gemacht“ hat er immer schon viel. Angefangen hat er mit 15 als Elektrikerlehrling, 40 Jahre später war er für die Infrastruktur und Instandhaltung des gesamten Kremser Voest-Werks und damit für bis zu 40 Leute verantwortlich – da lernt man schon was fürs Leben. Er wurde im zarten Alter von 19 Jahren Vater, baute, wie er betont, quasi ohne Geld und vorwiegend allein ab dem Alter von 23 sein Haus in Walkersdorf. Da lernt man auch viel, unter anderem, wer ein Freund ist und wer nicht. In dieser harten Zeit wurzelt seine Freundschaft mit Karl Glantschnig, wobei beide damals mit Radsport noch herzlich wenig am Hut hatten.
Plan Grundbesitzer MTB Rennen MTB Rennen 2003 Günther, Peter Raymann, Charly Glantschnig Crocodile Trophy 1999 (Australien)
Fußballer, Ruderer, Radfahrer, Extremsportler
Jetzt aber zur sportlichen Karriere. Geboren in Langenlois, aufgewachsen ab sechs Jahren in Krems-Stein, kickte der Bub („ich war ein eher molliges Kind“) tapfer beim KSC, bis ihm der Trainer mitteilte, keine Verwendung mehr für ihn zu haben – eine herbe Niederlage. Doch der junge, „rebellische“ Günther fand bald Ersatz, trat gemeinsam mit seinem Bruder beim Steiner Ruderclub ein und ruderte sich dort ganz nach oben. Er verlor Gewicht, gewann dafür Rennen, wurde U17-Staatsmeister und durfte als Belohnung zur EM ins jugoslawische Bled fahren. Sensationell und tröstlich gleichzeitig, denn leicht hatten es die Familie Kanzler damals nicht: Der Vater war überraschend im Alter von nur 45 Jahren gestorben. –
Die Ruderkarriere endete, weil schlanke Damen noch interessanter war als schlanke Boote. Auf die Sturm-und Drang-Jahre folgte wie gesagt schon bald die Familiengründung. 1979 kam das zweite Kind zur Welt. Irgendwann um 1981, das Haus war längst fertig, erwachte dann doch wieder die Liebe zum Sport, wieder zu einem anderen. Jeden Sonntag hieß es ab jetzt „gemma radfahren“. In und um Langenlois bzw. seiner Heimat Walkersdorf drehte er „kleine Runden mit meiner alten Radkraxn“. Mit dabei natürlich Charly Glantschnig. Der Volksschullehrer, Direktor Kultur- und Sportzampano Wolfgang Demal bekam Wind von den ehrgeizigen Jung-Sportlern, unterstützte die damals noch ziemlich unbedarften Pedalisten und animierte sie 1982 zur Vereinsgründung. Wohlgemerkt: Damit ist der URC Langenlois heuer sage und schreibe 40 Jahre alt, ein runder Geburtstag, den wir feiern sollten!
Günther bestritt so wie Karl lokale Radrennen, fuhr den „Traisen-Cup“ und entdeckte schon bald sein Organisationstalent: Bereits 1984 wurde das erste Straßenrennen in Langenlois organisiert, „auf einfachster Basis“, wie er erzählt, bald wurde daraus das Rundstreckenrennen, das über die „Hoad“ nach Schiltern und über Kronsegg zurück nach Langenlois führte. Das waren noch Zeiten! Und der Organisator war natürlich er und Charly Glantschnig– sekundiert von seinen treuen Vereinskollegen.
Parallel dazu schaute Günther aber auch in die weite Welt, und das bekanntlich noch ganz ohne Internet. Er sah anno 1985 – das weiß er noch ganz genau! – im Fernsehen („FS1“) erstmals den Wientriathlon. Prompt wars um ihn geschehen! Er hörte zu rauchen auf, stellte, soweit das ging, die Ernährung um („ich hab einfach weniger Fettes gegessen“) und trainierte ab sofort wie ein Besessener. Ging abwechselnd Schwimmen, Laufen, Radfahren und glaubte bei seinem ersten Triathlon, dass er „jetzt gleich sterben“ müsse. Er überlebte. Und finishte einige Monate später auch tatsächlich beim Wien-Triathlon.
Was dem abenteuerlustigen 31-jährigen Recken aber noch lange nicht genug war. Triathlons in allen Teilen Österreichs wurden absolviert, aber bald war auch das ein bissl langweilig, das Ziel hieß ab sofort: „Ich will zum Ironman in Hawaii.“
Um es kurz zu machen: 1991 schaffte er die Qualifikation, hatte aber noch lange nicht die nötigen 100.000 Schilling Kleingeld, um die Reise ins Ungewisse antreten zu können. Jetzt kam neben dem Organisieren und dem Sporteln das dritte Talent des Günther Kanzler zum Einsatz: Jenes, Geld auftreiben zu können. Er suchte und fand potente Sponsoren für die Fernreise, an der auch seine Frau Anna teilnahm – beide waren bis dahin noch nie in einem Flugzeug gesessen. Alles war neu und einfach überwältigend: „Im Landeanflug sah ich nur graubraunes Land, hatte ich die Sorge, dass da ein Waldbrand gewütet hatte, wusste noch nicht, dass die Strecke durch diese Lavalandschaft führte.“ Er lernte schnell und gut, akklimatisierte sich rasch, schwamm im Bewerb zum ersten Mal im Meer und finishte auch in der deren Südseeinsel: Das war unbestritten ein Triumph, ein großer Höhepunkt seiner Karriere, auf den einige weitere folgen sollten. Achtundzwanzig mal absolvierte er insgesamt die Langdistanz, „bis 1993 waren meine besten Jahre“ bilanziert der „Triathlonmann“. Seine beste Zeit auf der Langdistanz: 10 Stunden und zehn Minuten.
Das größte Radabenteuer, das er erlebte, war freilich kein Triathlon, sondern die Teilnahme bei der „Crocodile Trophy“ in Australien. Wers nicht weiß: Das ist ein 2000-Kilometer-Mountainbike-Etappenrennen durchs „Outback“ unter verschärften Bedingungen – die Teilnehmer mussten am Ende eines langen Renntags auch noch ihr eigenes Zelt aufstellen. „Bei der Veranstaltung habe ich zwangsläufig auch meine Schlangenphobie abgelegt“ sagt er und kann sich noch heute über seinen damaligen Kampfgeist wundern.
Bis vor sechs Jahren, bis zum Alter von 61 Jahren, fuhr er Triathlons, zuletzt trotz operierter Hüfte. Heute ist er, wie er sagt, ein „Altherrensportler“, der seine Pension noch etliche Jährchen genießen will. Nur das MTB-Rennen macht er weiter, und zwar gerne. Es taugt ihm ungemein, dass er da „achtzig Leute zum Arbeiten bringt“, er freut sich, dass da alle so selbstverständlich mithelfen, an einer gemeinsamen Sache arbeiten, an einem Strang ziehen. Er hat 2010 so nebenbei die „Rennradtage“ erfunden, da war der Aufwand aber bald größer als der Ertrag und somit war der Drei-Tages-Event keine dauerhafte Sache. Seit 2016 hat er auch noch den Schönberger Mini-Triathlon im Programm, diese Veranstaltung ist wiederum ein Erfolg und so wie das MTB-Rennen eine Werbung für den Sport im Allgemeinen und den URC im Besonderen.
Wenn man 67 ist, stellt sich in allem die Frage: Wie lange noch? Nun, auch da hat der „Mister Mountainbikerennen“ schon einen Plan. Bis zum runden Siebziger will er das Ding noch schaukeln, dann aber den Obmann- und Rennchef-Posten an jemand jüngeren abgeben. Er hat da schon eine Idee, er weiß schon, wer ihm da nachfolgen könnte – doch noch ist es nicht so weit. Noch ist er der Boss. Und wir Vereinsmitglieder können froh und dankbar sein, so einen agilen und gute Kapitän zu haben. Ich hätt da im Übrigen einen Vorschlag: Günther, machs doch weiter, bis zum Fündundsiebziger! Der URC braucht dich!
Hawaii 1991 Hawaii 1991 Hawaii 1991
Karl Glantschnig Februar 2022
Was der Karl alles kann!
Karl Glantschnig war 39 Jahre lang Obmann des URC Langenlois. Seine Leistungen für den Verein sind ebenso hoch zu bewerten wie seine Karriere als Triathlet. Seine Rolle gemeinsam mit seiner Frau Monika als Radhändler ist und bleibt für den Radsport in Langenlois ohnedies von größter Wichtigkeit.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Karl Glantschnig
Am Anfang der Leidenschaft stand ein ganz banaler Unfall, ein Seitenbandriss im Knie. Nach drei Monaten (das war damals so!) Gipsverband war, wie man sich denken kann, das Knie ziemlich steif… . Die gute Wendung zur vollständigen Genesung brachte ein verständiger Arzt, der als Therapie „Radfahren“ verschrieb. Karl Glantschnig staubte folgsam sein lange Jahre vernachlässigtes Dusika-Rennrad ab, stieg auf. Und prompt war es um den bis dahin leidenschaftlichen Motorradfahrer (und Co-Gründer des Langenloiser Motocross-Vereins) geschehen. „Da bin ich dann mit fünfundzwanzig ‚Jahren richtiggehend in den Sport hineingekippt“ erinnert sich der nunmehrige „Alt-Obmann“ des URC. Das Erweckungserlebnis fand zu Beginn der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts statt und was seit damals alles durch und mit ihm für den Langenloiser Radsport geschah, ist mehr als nur bemerkenswert.
Geboren 1956, ausgebildet als Chemiker, „bin ich dann bald nur noch radgefahren“, erzählt Karl. Wenn er was anpackt, dann gründlich! Also gründete er vor nunmehr fast vierzig Jahren, im Oktober 1982, gemeinsam mit seinem Lebensfreund Günther Kanzler, mit Alfred Redl, Josef Holzer, Herbert Neubauer und last but not least mit seiner Frau Monika den URC Langenlois. Eindeutiges Ziel: „Wir wollten einfach Rennen fahren“. Dass er stets voll bei der Sache und vom ersten Tag an auch Obmann des jungen Vereins war, versteht sich von selbst. Wie er – neben dem Job! – die vielen Aufgaben und Interessen und Verpflichtungen und Trainingseinheiten, die notgedrungen abgespult werden mussten, unter einen Hut bringen konnte, erstaunt ihn bis heute. Zu allem Überfluss eröffnete er anno 1985 gemeinsam mit seiner Frau in der Rudolfstraße sein schönes Radgeschäft – der Fokus lag eindeutig auf Rennrädern. Bald einmal wurden Lizenz-Rennen gefahren, zuerst auf lokaler Ebene, so etwa der „Traisental-Cup“ 1987. Neugierig war er immer, also entdeckte er im Juni 1988 eine damals völlig neue Sportart für sich. Und weil er den damals so genannten „Trimmathlon“ in Krems gleich einmal im Handstreich gewann, hat er, wie er sagt, „Lunte gerochen“. Was folgte, war eine lange und erfolgreiche Karriere als Triathlet.
Dazu später, vorher musste noch der Verein weiter wachsen und entwickelt werden. Das erste echte Straßen-Radrennen des URC stieg 1989 – ein Bergrennen auf die „Schiltinger Heide“. Hauptorganisator sämtlicher Rennen, das betont Karl immer wieder, war von Anfang an Günther Kanzler, der bereits drei Jahre nach dem ersten Straßenrennen das erste Mountainbike-Rennen am Heiligenstein organisierte, mit damals 50 Teilnehmern. Mit dabei waren damals die noch völlig unbekannten Kabarettisten Monica Weinzettl und Roland Düringer.
Die Erfolgsgeschichte des Vereins und seines Langzeit-Obmanns kann man hier gar nicht umfassend nacherzählen, sie dauert jedenfalls bis heute an. Wie Karl im Herbst 2021 aus seinem Amt schied und die Krone an Langzeit-Vize Günther Kanzler übergab, ist sowieso eine eigene, kaum zu überbietende Meisterleistung: Der Wechsel verlief harmonisch und unaufgeregt, genau so, wie man sich das als Sportler nur wünschen kann. Und die Freundschaft mit seinem Nachfolger Günther hält selbstredend an.
Jetzt aber zurück zu den sportlichen Höhepunkten im Leben des Vollblut-Pedalisten. Dass Karl bald nicht nur Straßen- sondern auch etliche Mountainbike-Rennen bestritt, versteht sich fast von selbst. Ab 1988 galt sein gesamtes Interesse dann aber wie gesagt der Königsdiziplin Triathlon. Er bestritt mehrere dieser extrem fordernden Veranstaltungen pro Jahr, reiste dafür kreuz und quer durch Österreich. „Ich hatte einfach Spaß an dieser speziellen Dreierbelastung“ sagt er im Rückblick, „ich wollte einfach meine Grenzen ausloten“. Bei genau diesem Bemühen kam ihm der „Ironman“ zu Hilfe. Gemeinsam mit Günther stürzte er sich in diese nochmals dramatisch verschärfte Disziplin. Für alle, die es nicht wissen: Dabei schwimmt man um die 3,8 Kilometer, fährt 180 Kilometer mit dem Rennrad und läuft dann noch zumindest die gesamte Marathondistanz von 42 Kilometern. „Wahnsinn“ schreien da viele, doch für den stets abenteuerlustigen Karl war diese brutale „Challenge“ wie geschaffen. 1993 fuhr er seinen ersten Ironman in Podersdorf am Neusiedlersee. Offensichtlich war dabei der Adrenalinkick so groß, dass es ab sofort kein Halten mehr gab: Er und Günther wollten sich unter allen Umständen für den weltberühmten Ironman in Hawaii qualifizieren und flogen zu diesem Zweck 1994 sogar nach Neuseeland. Wo sie diesen Wettbewerb auf der anderen Seite der Erdkugel zwar finishten, aber dennoch die Qualifikation nicht schafften. Aufgeben aber war für Karl nie eine Option. Fünf Jahre später als Günther (1991) flog er 1996 dann endlich nach Hawaii. Sie hatten es unter die auserwählten 1.500 Teilnehmer geschafft – ein Triumph. Karl finishte, gecoacht von Monika, in rund elf Stunden, die Fahrt durch die 35 bis 38 Grad heiße Lavawüste wird ihm, sagt er, wohl für immer im Gedächtnis bleiben.
Hawaii 1996 Hawaii 1996 Hawaii 1996 Hawaii 1996
Rennradmarathons absolvierte er daheim in Österreich zwischendurch „zu Trainingszwecken“, immer mit dem Ziel, echte „Ironmans“ zu fahren. Zehn wurden es insgesamt und der schönste war zweifellos der „Trans-Swiss“ mit 1.111 Teilnehmern. Da belegte er den sensationellen 6. Platz in der Gesamtwertung.
Was es heißt, im Lago Maggiore 3,5 Kilometer zu schwimmen, 225 Kilometer über die Schweizer Berge nach Zürich zu fahren und dann noch 51 Kilometer ins Ziel nach Schaffhausen zu laufen, das ist für Normalsterbliche ohnedies unvorstellbar.
Karl war, wie alle seine Freunde und Konkurrenten wissen, ein „wilder Hund“, einer, der bei Abfahrten gern Risiko nahm, der den Sport insgesamt sehr ernst nahm – aber doch auch immer zu einem Spaß aufgelegt war. Das sei auch, sagt er, sein Erfolgsrezept als oberster Vereins-„Coach“ gewesen: Dass man nach harten Auseinandersetzungen immer wieder zueinander fand, lachen konnte. Miteinander konnten viele Dinge auf den Weg gebracht werden und der Verein zu einer Größe von 120 Mitgliedern anwachsen. „Wir wollten dabei nie eine Profitruppe hochziehen“ sagt er. Startgeld- und Spesenersatz gern, aber fixes Gehalt dafür bezahlen, dass jemand die URC-Dress trägt, das war niemals seine Philosophie. Diesbezügliche Anfragen gab es jedenfalls genug, aber man blieb sich treu: Sport sollte Sport bleiben und nicht zum „Business“ werden.
Immer wieder wundert er sich im Gespräch selbst, welche Anstrengungen und Entbehrungen er auf sich nahm, um sportlich mit dabei zu sein. In seiner besten Zeit lief er 70 Kilometer die Woche, saß gut 13.000 bis 14.000 Kilometer pro Jahr am Rad und trainierte dazu noch regelmäßig in der Schwimmhalle. In die Arbeit nach Krems fuhr er mit dem Rad, freilich mit einem „kurzen Umweg“ über das Kraftwerk Altenwörth.
Trondheim – Oslo 1995 MTB Marathon 2002 Appl-Cup Rennen 2003
Heute ist das Leben ein bisschen gemütlicher als damals. Karl ist stolzer Großvater und zum „Genussradfahrer“ geworden. Er fährt regelmäßig mit Mountainbikefreunden aus, macht Radurlaube, steigt am Sonntagvormittag auch noch gern auf eines seiner schnellen Rennräder, wird heuer im Sommer mit Monika um den Bodensee gondeln. Er fährt nun auch wieder Motorrad (hoffentlich vorsichtig!), fährt im Winter gerne Ski, geht langlaufen, ist und bleibt jedenfalls neugierig wie eh und je. So ist auch der neueste Trend nicht spurlos an ihm vorbeigezogen: E-Bikes sind nicht nur gut fürs Geschäft, sondern faszinieren den leidenschaftlichen „Radschrauber“ auch privat: „Da ist was Neues gekommen, da konnte ich vieles lernen, da bin ich gerne mitgewachsen.“
Was fix bleibt, ist gottlob eines: Seine Liebe zu allen Spielarten des Radsports und die Treue zu „seinem“ URC. Dem er nach neununddreißig Jahren Obmannschaft auch weiterhin, nun eben als einfaches Mitglied, mit Rat und Tat (und einem guten Schmäh) zur Seite stehen wird.
Thanx, Charly!
Georg Derndorfer Dezember 2021
Georg, der Abenteurer
Georg Derndorfer trifft Reinhold Messner: Eine Begegnung zweier „Old Boys“ ist willkommener Anlass, um von der unendlich vielfältigen Karriere und dem erfüllten Sportlerleben unseres „Seniorchefs“ zu erzählen.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Franz Steiner
Eine Rätselfrage zu Beginn: Was haben diese beiden Männer miteinander zu tun?

Reinhold Messner und Georg Derndorfer: Zwei Männer, eine Leidenschaft
Salopp könnte man sagen: den einen kennt die ganze Welt, den anderen ganz Langenlois. Der eine ist ein weltbekannter Bergsteiger, Extremsportler, Rekordbrecher, Vortragender und Buchautor. Der andere ist ebenfalls ein begnadeter Kletterer, ein besonders ausdauernder Skilangläufer und einer der aktivsten Radsportler von Langenlois. Und, aber das wissen nur wenige, auch ein blendender Erzähler, wenn auch vor etwas kleinerem Publikum.
Ihre Namen stehen jedenfalls für ein erfülltes und beeindruckendes Leben: Superstar Reinhold Messner – und Georg Derndorfer, unser „Captain“ bei den sonntäglichen Rennradausfahrten.
Diesen Herbst kam es zu einem kurzen Zusammentreffen der beiden „old boys“, und zwar in Messners Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen. Georg, Jahrgang 1939, war mit einem Freund, Franz Steiner, in den Dolomiten unterwegs, ein Besuch des „Messner Mountain Museums“ stand auf dem Programm. Und, eine seltene Überraschung, der berühmteste Bergsteiger der Welt war selbst vor Ort. Steiner bat um die Gelegenheit für ein Foto, dabei kamen Georg und der um fünf Jahre jüngere Messner ins Gespräch. Für Gesprächsstoff war ausreichend gesorgt: Georg, das wissen nicht alle, begann seine sportliche Karriere nämlich in den Bergen, war stets ein mutiger Kletterer, Bergsteiger und Bergführer, der nicht nur die Dolomitenzacken für sich eroberte. Einige Minuten konnte Georg mit dem von ihm hoch geschätzten „Weltstar“ plaudern, einige Erfahrungen austauschen, ehe man sich freundschaftlich verabschiedete.
Bekannt und vielfach publiziert ist, was Messner alles erlebt, durchlitten und letzten Endes lebend überstanden hat. Erstaunlich und bewundernswert genug ist aber auch die sportliche Biographie von Georg. Aufgewachsen in Gußwerk bei Mariazell, lernte der junge Mann den Beruf des Konditors, den er freilich niemals ausübte. Ein Buch aus der Hand seiner Mutter über eine Expedition zum Nanga Parbat prägte ihn früh, er begann mit Freunden und Bekannten zuerst leichtere, dann bald schwerere Wände im Hochschwabgebiet zu durchsteigen. Die Begeisterung für die Berge und den Sport hielt lange, ja hält bis heute an – in vielerlei Form. Georg wurde Bergführer und Skilehrer, bestieg zweimal das Matterhorn, ging in den Dolomiten – nur um ein Beispiel für Fachleute zu nennen – die „Gelbe Kante“ auf die kleinere der drei Zinnen. Oder auch den „Tofanapfeiler“, eine 6+-Route.
Seine Lieblingsreviere waren die Sellagruppe, der Rosengarten, die Sextener Dolomiten, er war aber auch im Berner Oberland und im Wallis unterwegs – überall dort, wo es schön ist und man sich in freier Natur frei bewegen kann. Das war und ist ihm bis heute wichtig: nicht nur die pure Leistung, sondern auch das „Drumherum“ zählt. Grandiose Berggipfel und Felsformationen sind das eine, Freundschaften, Bekanntschaften, Zusammenhalt ist das andere. Bis heute ist er des Öfteren, und zwar vorwiegend mit seinem Rennradfreund Franz Strutzenberger, im Dürnsteiner Klettergarten unterwegs. Georg bestieg den Kilimandscharo, war im Himalaya unterwegs, kam aber auch auf einer seiner vielen Reisen zum Oberlauf des Amazonas – damals wie heute fordernd genug.
Georg bewundert an Reinhold Messner dessen Erzählkunst, dessen packende Schilderungen seiner Extrem-Touren, und ist doch auch selbst nicht nur ein Abenteurer, sondern auch ein blendender „Entertainer“. Der bald nicht nur auf den Bergen der Welt zugegen war, sondern auch andere Felder für sich eroberte. So wurde er Ausdauersportler, konkret Skilangläufer. Schon früh war er im Nachwuchskader der nordischen Kombinierer, später dann bei Extrem-Langlauf-Marathons unterwegs. So lief er im finnischen Winter von der russischen zur schwedischen Grenze, eine Strecke von 450 Kilometern – da war er aber schon jenseits der Sechzig-Jahres-Marke angelangt. Sogar bis nach Grönland kam er, um dort an einem 160 Kilometer langen Marathon teilzunehmen – immer mit dem Ziel, durchzukommen, ein Abenteuer zu erleben, von dem nicht schon im Vorhinein klar war, wie es ausgehen würde. Geschlafen wurde in Grönland übrigens in Zelten, und das bei arktischen Minusgraden. Jeder Teilnehmer musste bei diesem Wettbewerb einen „Überlebensrucksack“ mit sich führen, um im Falle eines Schneesturms oder einer Verirrung nicht zu erfrieren. Er nahm am legendären „Wasalauf“ in Schweden teil und auch an diversen großen Läufen in Südtirol. Langweilig war es ihm (und mit ihm), das darf man so sagen, wahrlich nie.
Nach Langenlois bzw. Gobelsburg kam er schon anno 1970. Er lernte seine spätere Frau bei einem Skilehrerkurs kennen und folgte ihr aus der Mariazeller Gegend ins Weinland. Beruflich war er dann viele Jahre am „Lindenhof“ in Eggenburg tätig, blieb auch dabei seiner Leidenschaft treu: Zuständig für „Erlebnispädagogik“ ging er mit sozial benachteiligten Jugendlichen in die Berge, machte mit ihnen Wanderungen, Kajaktouren und insgesamt möglichst viel Sport.
Als dritte Leidenschaft neben der Kletterei und den Langlaufskiern kam schließlich das Rennrad dazu. Gemeinsam mit Langzeit-Obmann Karl Glantschnig und Günther Kanzler, unserem aktuellen „Boss“, baute er den URC Langenlois von Anfang an mit auf. Fuhr, wie konnte es anders sein, auch etliche Radrennen, feierte etliche Erfolge und organisiert bis heute gern Veranstaltungen. Lange Jahre war er maßgeblich am Gelingen der Langenloiser Rennradtage beteiligt, hilft nach wie vor mit all seinem Wissen und seiner enormen Ausdauer beim Mountainbikerennen am Heiligenstein ebenso wie beim „Achtelmann“ in Schönberg, und zwar stets an vorderster Front. Sein schönstes Erlebnis in dieser – unserer – Sportart war allerdings kein Radrennen, sondern, und da schlägt seine alte Liebe wieder voll zu: eine „Alpentour“ des Vereins in Südtirol. Bei der vom Stilfser Joch abwärts jede Menge „harter“ Pässe bezwungen wurden.
Was für ihn heute noch wichtig ist: Rüstig und gesund alt zu werden, Freunde zu haben, Geselligkeit zu erleben. Das wünscht er sich insbesondere auch von seinem Verein: Dass die freundschaftliche Atmosphäre weiter andauern möge. „Man muss sich“, sagt er, „in einem Verein wohlfühlen. Es muss ein kameradschaftliches Miteinander, ein positives, wertschätzendes Vereinsleben geben. Man kann gemeinsam in einer Gruppe doch immer sehr viel Schönes erleben.“

Georg, unterwegs in den geliebten Dolomiten

Mit Freund und Fotograf Franz Steiner bei den Torri de Vajolet

Das ist seine Welt: die Berge eroberte er kletternd und mit dem Rennrad